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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Papst Leo IV. bedauert (doluimus ) gegenüber (Erzbischof) Hinkmar von Reims (Hincmaro Remensi ) (1) dessen Exkommunikation des Vasallen Fulkrich (Falcarius ), der mit Brief(en) des Kaisers Lothar (I.) und des Königs Ludwig (des Deutschen) nach Rom gekommen sei, und über die näheren Umstände berichtet habe, (2) ermahnt (monemus ) zur Nachsicht, die auch Hinkmars erzbischöfliche Vorgänger nicht nur in der Gallia geübt hätten, (3) befiehlt (iubemus ) die Wiederaufnahme des Vasallen in die kirchliche Gemeinschaft und (4) kündigt Strafen im Falle von weiteren rechtlichen Verstößen (... contra patrum ... terminos ...) an.

Incipit:
[V]asallus quidam Falcarius nomine cum ... ([U]t erga cunctos vestra semper ...) (Parcere iam dicto vasallo et ...) (Si contra patrum vos terminus et ...)

Überlieferung/Literatur

Orig.: - Kop.: - Insert: Coll. Brit. (Ende 11./Anf. 12. Jh., London Brit. Lib.: Ms. add. 8873, fol. 166r-v). Erw.: Flodoard von Reims, Hist. III 26 (MG SS XXXVI 332 = MG Epist. VIII 35 n. *63). Drucke: Ewald, Brit. Sammlung 385 n. 22; MG Epist. V 598 n. 22. Reg.: JE 2614; Böhmer-Mühlbacher 2 n. 1149. Lit.: Schrörs, Hinkmar 58f.; Dümmler, Ostfränk. Reich I 2 350; Parisot, Lorraine 740; Lesne, Hincmar et Lothaire 50-53; Devisse, Hincmar 40; Stratmann, Briefe an Hinkmar 55; Sot, Historien et son Eglise 505; Herbers, Leo 339f.

Kommentar

Auf die nur in der Coll. Brit. überlieferten Fragmente muß sich die Bemerkung Flodoards beziehen, die von der Romreise Fulkrichs und den dort erworbenen Briefen (epistolas papae ) zur Vorlage bei den Königen und bei Hinkmar berichtet. Weiter heißt es dort, Hinkmar habe wohl den Kaiser durch dessen Vertrauten Wulfing gewarnt: De quo monet hunc Vulfingum, ut suggerat regi, ne seducatur in hac causa, sed omne cum ratione cavens periculum, faciat, ut veniant ipsae epistolae coram illo et episcopis, et quicquid melius inventum fuerit, inde sequantur ... (Schrörs, Hinkmar 522 n. 62). Laut den Forschungen von Lesne hätte jedoch ein Fälscher die in den Fragmenten enthaltenen Vertragsklauseln in Abschnitt (1) (si ita sunt omnia et taliter acciderunt ) und (3) (si ita, ut eo narrante audivimus, cuncta peracta sunt ) vermieden. Sie gelten ihm als Zeichen für die Echtheit. Die im Text genannten Briefe Lothars I. und Ludwigs des Deutschen sind nicht erhalten und nicht weiter belegt; n. 247 war wohl Hinkmars Antwort auf das päpstliche Schreiben. Zu den von 847-853 andauernden Auseinandersetzungen um Fulkrich (der nur in den vorliegenden Fragmenten Falcarius, bei Flodoard jedoch immer Fulcerius oder ähnlich heißt) vgl. die auf Flodoards Nachrichten basierenden Literaturangaben und n. 247 sowie Schrörs, Hinkmar 566f. Fulkrich war von Hinkmar zweimal, zuletzt 852 exkommuniziert worden. Nach dieser zweiten Exkommunikation muß dessen Romreise angenommen werden. Während Fulkrich selbst dort nur von der Auflösung einer illegitimen Verbindung mit einer Konkubine vor einer Eheschließung berichtete, warf Hinkmar ihm Ehebruch vor. Ewald 395f. datiert aufgrund der Anordnung in der Coll. Brit. noch auf 851, Böhmer-Mühlbacher 2 1149 plädiert sogar aufgrund der abweichenden Bewertung von n. †(?) 239 und n. †(?) 240 auf die Zeit vor 851; jedoch ist aufgrund der anderen Nachrichten über diese Affäre wohl ein Zeitansatz von 852-853 vorzuziehen, vgl. bes. Schrörs, Perels in MG Epist. VIII, Lesne und Devisse.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 246, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0852-00-00_2_0_1_4_2_246_246
(Abgerufen am 28.03.2024).