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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig bestätigt der bischöflichen Kirche von Volterra (Vulterrensis ecclesia) auf Bitten des Bischofs Andreas die vorgelegte Urkunde seines Vaters, Kaiser Lothars (Dep. Lo.I.164), in der dieser zu seinem Seelenheil dem Vorgänger des Andreas, dem Bischof Petrus von Volterra, die Marktrechte in den Orten S. Silvestri (S. Silvestro, heute Stadtteil von Volterra) und S. Octaviani (Sant'Ottaviano in Collina nö. Volterra) verliehen hatte, und erlaubt seinerseits die Abhaltung zweier weiterer Märkte, einen in Volterra am Marienfest Mitte August in domo, ubi b. Octavianus corpore requiescit, den anderen in der bischöflichen Curtis Camporisae (Camporbiano, Com. Gambassi, Prov. Florenz) bei der Kirche S. Pietro an einem vom Bischof zu bestimmenden Tag. - Pön 10 Pfund Gold. - Teodacrus diac. ad vicem Dructimiri. - SR. SI. - a. Lo. imp. in It. 32, a. Lu. imp. 2, Ind. 14. - "Imperiali satis".

Überlieferung/Literatur

Or. Volterra, Arch. vescovile, sec. IX, n. 3 (A). - Zu mehreren Kopien 18./19. Jh. vgl. Schneider, Reg. Volaterr., Nr. 7 (zu 851 Juni 17). - Drucke: Ammirato Scipione, Vescovi di Fiesole, S. 68-70 (mit X. Kal. Iun. und ohne Rekognition) = Ughelli, Italia sacra I1, Append., Sp. 333-334 = I2, Sp. 1427-1428 = Cappelletti, Le chiese d'Italia 18, S. 218-219; D Lu.II.2. - Regg.: B 628; Schneider, a.a.O.; M1 1147 = M2 1182.

Kommentar

Der Ausstellort, der sonst nicht weiter begegnet, ist unsicher. Mühlbacher vermutet das abgegangene Colonna bei Grosseto (was wegen des Empfängers ganz plausibel wäre) oder Colona bei Novara. Es gibt aber zahlreiche weitere Orte dieses Namens, häufig in der Schreibweise Cologna. Ein Cologna ist noch in staufischer Zeit als Reichsgut im Gebiet von Cremona bekannt; vgl. Darmstädter, Reichsgut, S. 154, 182. Das Itinerar trägt nicht zur Klärung bei. - Die genannte VU ist nur aus der Bestätigung Ludwigs bekannt; vgl. Schieffer, Dep. Lo.I.164. Der Rekognoszent Teodacrus begegnet mit dem Titel eines notanus auch in M2 1209 (Reg. 156), gleichfalls zusammen mit dem schon aus Reg. 75 bekannten Kanzleivorsteher Dructemir. Während M2 1209 aber von ganz ungeübter, wohl kanzleifremder Hand mundiert wurde, könnte das vorliegende Stück - in der üblichen diplomatischen Minuskel der Frühzeit Ludwigs mit ausgeprägten Oberlängen - von Teodacrus selbst stammen. - Der Fortfall der Signumzeile ergibt sich aus dem Rechtsinhalt: Marktrechtsverleihungen entbehren schon unter Lothar I. des Monogramms; vgl. Schieffer, DD Lo.I., S. 43f. - Auf dem Wachssiegel (Foto im Hagemann-Material), dem wie bei allen erhaltenen Stücken eine antike Gemme mit einer Kaiserbüste zugrundeliegt, ist die Legende nicht mehr zu entziffern. Auf den späteren Siegeln (vgl. aber M2 1199 = Reg. 125) lautet sie: † Christe salva Hludovvicum augustum; vgl. Posse, Siegel I, Tat. 2, Nr. 1 u. V, S. 7; Schramm, Kaiser u. Könige2, S. 163, 301 m. Abb. 24; Hiebaum, Gemmensiegel, S. 19, Nr. 15 (bei Schramm und Hiebaum fälschlich Christe adiuva ...). - Zur Arenga vgl. auch M2 1188 (Reg. 95). Zum Inhalt vgl. Rossetti, Pisa, Volterra, Populonia, bes. S. 243. Bischof Andreas, der schon in der möglicherweise authentischen Unterschriftsliste der gefälschten Synodalurkunde von 850 April begegnet war (Reg. † 68), wird erstmals in D Lo.I.93 von Dezember 845 (Reg. 35) genannt, in dem Lothar dem Bistum Immunität und Königsschutz nach dem Vorgang Ludwigs d. Fr. bestätigt hatte; vgl. noch Giachi, Ricerche, S. 195, 255; Cavallini, Vescovi volterrani, S. 17-19. Nach M2 1273 (Reg. 402) für seinen Nachfolger Gauginus hätte das Bistum Volterra unter ihm Vermögenseinbußen erlitten, was mit incommoditate sui corporis prepeditus begründet wird. - Zu Bischof Petrus, der schon auf der römischen Synode des Jahres 844 bezeugt ist (Reg. 26, Kommentar), vgl. auch Schieffer, Dep. Lo.I.164. - Der domus, ubi b. Octavianus corpore requiescit, wurde von den Kanonikern bewohnt. Die Kathedrale hatte ein Marienpatrozinium, was die Abhaltung des einen Marktes am Marienfest (15. August) erklärt; vgl. Kehr, IP III, S. 287.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 77, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0851-06-27_1_0_1_3_1_4288_77
(Abgerufen am 19.04.2024).