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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Eine große sarazenische Flotte landet am 23. August in Ostia und fährt anschließend tiberaufwärts bis Rom, wo die Sarazenen (Sarraceni: Vita Sergii; Saraceni Maurique: Ann. Bertin.) am 27. August die außerhalb der Mauern liegende Peterskirche sowie S. Paolo fuori le Mura plündern. Ludwig (?) nimmt an den anschließenden Abwehrkämpfen in der Umgebung Roms teil und wird dabei besiegt (?).

Überlieferung/Literatur

Vita Sergii II., ed. Duchesne II, S. 99-101 (XLIV-XLVII) [vgl. Pseudo-Liutprand, PL 129, Sp. 1245; Vita Leonis IV., ed Duchesne II, S. 106f. (IV-VII); Vita Benedicti III., ebd. S. 144f. (XXII)]; Chron. s. Bened. Casin. c. 6, ed. Waitz, S. 472f. (vgl. ebd. S. 483); Ann. Bertin. a. 846, ed. Grat, S. 52f.; Benedikt v. S. Andrea [c. 26], ed. Zucchetti, S. 151; Johannes diac., Gesta epp. Neap. c. 60, ed. Waitz, S. 432f; Chron. Casin. I, 27, ed. Hoffmann, S. 76; Johannes diac. Venetus, ed. Monticolo, S. 115. - Kurze Erwähnungen in zahlreichen Annalen: Ann. Weiss. (Drog.) a. 846, ed. Pertz, SS I, S. 111; Ann. Colon. brev. a. 846, ed. Pertz, SS I, S. 97; Ann. Fuld. a. 846, ed. Kurze, S. 36; Ann. Xant. a. 846, ed. v. Simson, S. 15f.; Ann. s. Mariae Ultr. a. 846, ed. Weiland, SS XV/2, S. 1300; Ann. Masc. a. 849, ed. Pertz, SS III, S. 169; Ann. s. Dion. a. 844, ed. Waitz, SS XIII, S. 719; Chron. s. Benigni Div., edd. Bougaud/Garnier, S. 94; Ann. Farf. a. 845, edd. Giorgi/Balzani, S. 14; Transl. ss. Ragnoberti et Zenonis, ed. D'Achery, Spicil. II2, S. 127. - Eine an die Ereignisse erinnernde Inschrift erwähnt Gregorovius, Geschichte II4, S. 415 Anm. 1; vgl. ebd. III4, S. 101. - Ein altfranzösisches Chanson de Geste mit einem beeindruckenden Bericht über die Plünderung Roms bei Lauer, Destruction de Rome, bes. S. 324ff. Vgl. auch Reg. 46. Das Eingreifen und die Niederlage Ludwigs erwähnt Benedikt v. S. Andrea, a.a.O., dessen legendenhafter Bericht durch die Ann. Bertin., a.a.O., gestützt wird: Hlodoicus ... rex Italiae, cum Saracenis pugnans, victus vix Romam pervenit. Vgl. auch Pseudo-Liutprand, a.a.O.: demum regem expugnantes fugaverunt. - Reg.: M2 1126a.

Kommentar

Gegen eine Teilnahme Ludwigs an den Kämpfen spricht insbesondere das Schweigen der süditalischen Quellen, die übereinstimmend Ludwig erst mit dem Zug des Jahres 848 (Reg. 53) eingreifen lassen. In fränkischen Kreisen (Ann. Bertin.; auch Benedikt v. S. Andrea könnte sich auf fränkische Quellen stützen; vgl. S. 388) scheint man dagegen die Teilnahme Ludwigs angenommen zu haben. Zu berücksichtigen ist auch, daß Pseudo-Liutprand eine heute nur noch unvollständig überlieferte Handschrift der Vita Sergii II. ausgeschrieben hat - sie bricht in der Fassung, wie sie Duchesne vorlag, nach der Plünderung von St. Peter ab (allgemein zu dieser Fassung vgl. Jasper, Ps.-Liutprand, S. 27ff.). Es ist daher denkbar, daß die Nachricht der Ann. Bertin., die wie ein späterer Nachtrag zum Ende des Jahres 846 eingefügt wurde, ihrerseits gleichfalls auf die verlorene komplette Version der Vita Sergii zurückgeht. Hinkmar hat 866 eine Abschrift der Vita Sergii in Rom angefordert ( Jasper, Ps.-Liutprand, S. 71). Auch ist bekannt, daß er bei seiner Arbeit an den Annalen seit den 60er Jahren die bereits vorliegenden Jahresberichte umgeschrieben und ergänzt hat; vgl. Rau, Ausgew. Quellen 6, S. 4. Die Kenntnis der Vita Sergii ist überdies auch bei Benedikt von S. Andrea anzunehmen: Wattenbach/Holtzmann I, S. 336f. Ferner fällt auf, daß der Monte Mario, wo Ludwig Benedikt zufolge eine Niederlage erlitten hat, ganz in der Nähe des neronischen Feldes liegt, das die Vita Sergii als Ort heftiger Plünderungen erwähnt, ehe sie in der überlieferten Fassung abbricht (vgl. schon Hartmann III/1, S. 228 Anm. 12). Zu berücksichtigen ist schließlich auch, daß Ludwig in dem Lobgedicht "Ad Lotharium regem" des Sedulius Scotus, ed. Traube, Poet. lat. III, S. 190f., als glorreicher Verteidiger Roms gefeiert wird; vgl. Lauer, a.a.O., S. 318ff. All dies zusammengenommen macht es wahrscheinlich, daß Ludwig tatsächlich noch mit einem schnell zusammengezogenen Heer in die Kämpfe eingegriffen hat. - Dagegen dürfte sich die Nachricht der Ann. Laus. a. 845, ed. Waitz, SS XXIV, S. 779: Ludovicus imperator contra Saracenos perrexit, auf den Zug des Jahres 848 beziehen; vgl. Reg. 46 (Kommentar). - Zur Rolle des spoletinischen Herzogs Wido bei der Abwehr der Sarazenen vgl. Hlawitschka, Widonen, S. 39, 44. - Vgl. noch Dümmler I2, S. 303-305; Hartmann III/1, S. 213ff.; Lauer, a.a.O., S. 309ff.; Dupraz, Capitulaire, S. 242f.; Zucchetti, Il Chronicon di Benedetto, a.a.O., S. 151f. Anm. 4; Lokys, S. 48ff.; Eickhoff, Seekrieg, S. 182f.; Grotz, Hadrian II., S. 30f.; Partner, The Lands of St. Peter, S. 57; Panetta, Saraceni, S. 69-75; Hees, S. 60f.; Kessel, Frisoni, S. 39f.; Settia, Castelli, S. 45f. - 846 scheint auch S. Maria in Cingla bei Benevent von den Sarazenen unter Führung des dux Massar (vgl. Reg. 54) verwüstet worden zu sein: Chron. s. Bened. Casin., ed. Waitz, S. 473; vgl. Musca, Bari2, S. 27, 30f.; Houben, Benevent, S. 8.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 41, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0846-08-23_1_0_1_3_1_4251_41
(Abgerufen am 19.03.2024).