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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

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Markgraf Adalbert (von Tuszien und) Tutor von Korsika (Adelvertus comes ... marcensis et tutor Corsicanae insulae ) entsendet (missa est X die mens. Augusti ) einen Brief (an Papst Sergius II.) nach Rom, in dem er die Bedrohung Roms durch 11.000 Sarazenen mit 73 Schiffen und 500 Pferden ankündigt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Lib. pont. (Duchesne II 99). Reg.: IP X 467 n. 13. Lit.: Hartmann, Gesch. Italiens III/1, 213; Lauer, Destruction de Rome 310-312; Lokys, Kämpfe der Araber 48; Talbi, Emirat 452-454; Brunner, Fränk. Fürstentitel 323; Marazzi, Città nuove pontificie 252; Herbers, Leo 108.

Kommentar

Im Bericht des Lib. pont. bleibt unklar, ob der Brief Adalberts an Sergius II., dessen Bruder Benedikt (vgl. n. 52 ) oder an alle Römer gerichtet war. Wie es in der Sergiusvita weiter heißt, warnten die prudentiores Romanorum die umliegenden Städte mit dem Brief des Markgrafen. Zu Adalbert vgl. Duchesne 104 Anm. 34, Lauer 310 Anm. 3, die bei Böhmer-Zielinski, Register s. v. zusammengestellten Belege sowie zur Titulatur Brunner. Zur Darstellung der Verwüstungen in Rom vgl. in Anlehnung an den Lib. pont. Flodoard von Reims, De Christi triumphis (Migne, PL CXXXV 815f.) sowie die weiteren bei Lauer 309ff., Talbi 452 Anm. 1, bei Böhmer-Zielinski 41 (hauptsächlich zur Beteiligung Ludwigs II.) und Herbers 108f. angeführten Berichte, die jedoch außer der Quellenstelle in n. 60 keinen direkten Bezug zum Papst erkennen lassen. Zur (meist überschätzten) Rezeption in der epischen Dichtung, besonders in der sogenannten "Destruction de Rome" (ed. Formisano), aber auch im Fierabras und der Chronique des Philippe Mouskès, die alle offensichtlich verschiedene Traditionen literarisch weiter ausgestalteten und deshalb eher für die Rezeption als für die Rekonstruktion der Ereignisse in Rom wichtig sind, vgl. die Diskussion bei Herbers 109-112. Die in Rom erfolgten Zerstörungen der Sarazenen werden auch im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen Leos IV. in Rom wiederholt in der Leovita des Lib. pont. erwähnt; die Flores temporum (MG SS XXIV 243) und Thomas Ebendorfer, Chr. pont. Rom. (MG SS rer. G. NS XVI 285) deuten in ihren Berichten zu den Verwüstungen bereits allgemein die Bemühungen Leos IV. um die Wiederherstellung der Bauwerke an. Bei ihrem Rückzug nahmen die Sarazenen vermutlich auch den von Karl dem Großen 791 bzw. 795/796 erbeuteten und teilweise an den Papst weitergeschenkten Awarenschatz mit. Allgemein zu den sarazenenischen Zügen nach Rom aus der süditalischen Perspektive vgl. auch Johannes von Neapel, Gesta (MG SS rer. Lang. 432f.). Lothar I. könnte bereits bei Sergius II. die Entsendung einer Flotte angeregt haben, wenn man von einer Frühdatierung des Capitulare Lothars I. (MG Conc. III 136f.) noch in das Jahr 846 ausgeht, vgl. aber n. 131 und n. 132. Die Datierung wird durch den Hinweis im Lib. pont. gestützt, daß die Sarazenen am Montag, den 23. August, in der 9. Indiktion bei Ostia an Land gegangen waren.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,4,2 n. 59, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0846-08-10_1_0_1_4_2_59_59
(Abgerufen am 20.04.2024).