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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Feierlicher Empfang durch Papst Sergius (II.). Neun Meilen vor der Stadt wird Ludwig (Ludovicus rex) von allen römischen Richtern (universi iudices) mit signa und laudes begrüßt. Eine Meile vor der Stadt schließen sich dem feierlichen Zug die Scholen der Milizen an, darunter auch die Schola der Griechen, die "kaiserliche" (griechische) Laudes singen. Wie bei einem Empfang eines Königs oder Kaisers üblich, werden Ludwig Kreuze (venerandas cruces, idest signa) vorangetragen. Sergius erwartet Ludwig inmitten des römischen Klerus am Sonntag nach Pfingsten (8. Juni) auf den Stufen von St. Peter (in gradibus ipsius apostolicae aulae adsistebat). Ludwig ergreift die rechte Hand des Papstes und gemeinsam betreten beide das Atrium. Als vor den Kirchentüren einer der fränkischen Krieger von einem Dämonen befallen wird, läßt der Papst die Türen schließen. Erst als Ludwig versichert, daß er in friedlicher Absicht gekommen ist (dixit quod nullo maligno animo aut aliqua pravitate vel malo ingenio advenisset), läßt der Papst die Türen wieder öffnen. Dann betreten Papst und König gemeinsam die Peterskirche, wo sie dem Grab des Hl. Petrus die geziemende Ehre erweisen.

Überlieferung/Literatur

Vita Sergii II., ed. Duchesne II, S. 88 (IX-XI). Vgl. Ann. Bertin. a. 844, ed. Grat, S. 46. - Vgl. M2 1115a.

Kommentar

Der Empfang, bei dessen Schilderung sich der Vitenschreiber, der Ludwig durchgehend rex nennt, an den Bericht über den Einzug Karls d. Gr. 774 in Rom angelehnt haben könnte (Vita Hadriani, ed. Duchesne I, S. 497), erfolgte anscheinend nicht nach dem Kaiserzeremoniell - dann hätte ihn der Papst nicht erst auf den Stufen von St. Peter erwarten dürfen -, sondern, wenn auch in abgewandelter Form, nach jenem Zeremoniell, das ursprünglich für den byzantinischen Exarchen vorgesehen war, seit 774 aber auch für den fränkischen König Verwendung gefunden hatte; vgl. Kantorowicz, Laudes Regiae, S. 75 Anm. 33; Deér, Vorrechte, S. 42-46 (S. 78-83); Hees, S. 32f. - Zur Problematik des von Ludwig geleisteten Versprechens ( Hartmann III/1, S. 198, spricht in diesem Zusammenhang von einer Überrumpelung Ludwigs) und zu älteren vergleichbaren "Sicherheitseiden" s. Fritze, Papst u. Frankenkönig, bes. S. 50; Drabek, Verträge, bes. S. 48 m. Anm. 152. Im größeren Zusammenhang s. auch Schramm, Versprechen Pippins; überholt Eichmann I, S. 73-75; vgl. Eichmann I, Eide, S. 40ff. Vgl. noch Haller, Papsttum II, S. 27; Lilienfein Lilienfein, S. 110f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 24, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0844-06-08_1_0_1_3_1_4234_24
(Abgerufen am 19.03.2024).