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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl überträgt (concedimus) seinem Getreuen Gailinus (Geilinus) (fidelis noster Gailinus, auch: Geilinus) aus Königsgut (res proprietatis nostrae) im Vexin (in pago Welchissino) den Fiskus Cormeilles (-en-Vexin) (Cormilias), den zuvor Graf Reginaldus zu Lehen hatte (in beneficio per nostram largitionem habebat), mit allen Pertinenzien zu Eigen (iure proprietario) und gewährt ihm das freie Verfügungsrecht darüber. -- Ionas not. ad vicem Hludowici. -- M. SR. NN (Vivia[nus caammerarius] et [... impetraverunt.] Ionas notarius advicem [Ludovici recognovit et] subscripsit). SI. -- a. r. 3, Ind. 5. -- „Regalis celsitudinis“ .

Originaldatierung:
(XII. Kal. Mar., Vernimptas villa)

Überlieferung/Literatur

Or. Paris, Arch. Nat., K 10, Nr. 71 (A) (ARTEM 2990). -- Kopien: Paris, Arch. Nat., LL 1157, Cartulaire blanc I, S. 625, Abschrift 13. Jh. (um 1278), wohl aus A, mit Nachzeichnung des M (C3); Paris, BnF, Ms. lat. 5415, Cartulaire de Thou, S. 82, Abschrift 13. Jh. (1288/89?), aus C3 (C4); Paris, Arch. Nat., LL 1170, Cartulaire de Cergy, Boissy, Cormeilles, S. 7f., Abschrift 13./14. Jh., aus C3, mit Nachzeichnung des M (C8); 5 Abschriften des 17. und 2 des 19. Jh. verzeichnet Tessier. -- Faks.: Lot / Lauer / Tessier, Diplomata Karolinorum III, Taf. VI Nr. 6; der Signumzeile: Musée des Archives nationales, Nr. 58 S. 39; der tironischen Noten: Tessier III, Introduction, S. 193 Abb. 19. -- Drucke: Mabillon, De re diplomatica, 11681 = 21709, Nr. 83 S. 528 („ex autographo Dionysano“ , zu 842) = Bouquet VIII, Nr. 7 S. 432f.; Tardif, Monuments historiques, Nr. 141 S. 95; D Ka. II. 19. -- Regg.: Georgisch I, Nr. 1/843 Sp. 101; Bréquigny I, S. 206 (zu 842); Sonzogni, Le chartrier, Nr. 186 S. 22, 167f.

Kommentar

Die Indiktion weist auf das Jahr 842, das Regierungsjahr auf 843; eine Einordnung zu 842 schließt das gut bekannte Itinerar Karls im Frühjahr 842 jedoch aus; zu den Unregelmäßigkeiten der Indiktionsangabe vgl. Tessier III, Introduction, S. 121-123. Von Arras, wo er am 23. Januar bezeugt ist (D 17), war Karl (über Amiens?, D 18) weiter in Richtung Aquitanien gezogen; das etwa 20 km nördlich der Loire gelegene Vernantes (dép. Maine-et-Loire, arr. Saumur, con Longué) ist 320 km von Amiens und 375 km von Arras (Luftlinie) entfernt. Vielleicht ist auch das Actum des auf den 8. März datierten D 21 dem Aufenthalt in Vernantes zuzuweisen; vgl. dazu Lot / Halphen, S. 62 Anm. 1, und Kommentar zu Reg. 359. -- Das querformatige Pergament des im Archiv von Saint-Denis überlieferten Originals war ursprünglich nicht zur Aufnahme eines Urkundentextes bestimmt, wie die Aufteilung der Schreibfläche mittels Blindliniierung in vier paarweise angeordnete und liniierte, von unliniierten Zwischenräumen getrennten Spalten, die zu beiden Seiten von je zwei Vertikallinien begrenzt werden, zeigt. Der Schreiber der Urkunde hat sich der vorgezeichneten Zeilen bedient, jedoch nur jede fünfte Zeile beschrieben; die Kontextschrift erreicht nicht ganz Zeilenhöhe; die erste Zeile erstreckt sich, ohne Ober- und Unterlängen, über zwei Zeilen, die Signumzeile über zwei bis drei, die Rekognitionszeile über zwei, während Datum- und Actumzeile niedriger als die halbe Zeilenhöhe sind; die Actumzeile steht zudem eine Zeile niedriger als die Datumzeile. Die Anordnung der Schrift nimmt an einigen Stellen, aber nicht durchgängig auf die Spalten Rücksicht. -- Der einschließlich Unterschriftszeilen und Datierung ganz von einer Hand mundierte Text stammt vom Notar Jonas; die Signum- und Rekognitionszeilen sind in blasserer, das Monogramm in dunklerer Tinte als der übrige Text ausgeführt. Jonas fügt wie häufig im Rekognitionszeichen tironische Noten ein, die wie zumeist die Rekognitionszeile wiederholen und nach Jusselin, Liste chronologique, S. 219, und Tessier aufzulösen sind; vgl. auch Jusselin, La chancellerie, S. 26, und Ders., Mentions tironiennes, S. 22. Jonas verwendet das Wort recognovit (also 3. anstelle 1. Person Singular) auch in DD 35, 37 (so bereits Tessier), aber auch in DD 2, 23. Zur Bedeutung von impetrare vgl. Tessier III, Introduction, S. 101-108, besonders S. 105-107; Jonas verwendet die Formel außer im vorliegenden D 19 noch in DD 5 und 90. Zum Notar Jonas allgemein siehe Reg. 139. Die Umschrift des gut erhaltenen, aus dunkelbraunem Wachs bestehenden Siegels (Angaben von Tessier) ist nicht lesbar; zu den Siegeln Karls allgemein Tessier III, Introduction, S. 135-147. -- Der hier dem Gailinus übertragene Besitz gelangte vor 862 September (D 247) an das Kloster Saint-Denis, in dessen Archiv D 19 überliefert ist. Zur Überlieferung von Saint-Denis allgemein siehe Reg. 267; zur Datierung der Chartulare C3, C4 und C8 (Stein, Bibliographie, Nr. 3360, 815, 3362) ist Grosse, Remarques sur les cartulaires, heranzuziehen; vgl. auch Guyotjeannin, Le Cartulaire blanc. -- Die Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 2195) ist, wie in Übertragungen von Königsgut an Laien die Regel, nach Form. imp. Nr. 27 stilisiert. Zu Königsgut in Cormeilles-en-Vexin (dép. Val-d'Oise, arr. Pontoise, con Marines, zu unterscheiden von Cormeilles-en-Parisis, dép. Val-d'Oise, arr. Argenteuil, durch die Angabe in pago Welchissino) vgl. auch DD 247, 323. -- Der Empfänger Gailinus diente Karl später als Urteilsfinder (861: D 228, vielleicht auch 868: D 314) und ambasciator (DD 168, 238); vgl. zu ihm Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 369f. -- Die Identität des Grafen Reginald, der den hier dem Gailinus übertragenen Besitz zuvor zu Lehen gehabt hatte, ist unklar. -- Der in den tironischen Noten genannte, als camerarius bezeichnete Vivian, der als impetrator außer in D 19 auch in DD 24, 28 und vielleicht in D 30 erscheint (vgl. Jusselin, La chancellerie, S. 27), stammte wohl aus dem Gebiet an der unteren Loire und zählte zu den einflußreichsten Parteigängern Karls in den frühen Jahren. Karl ernannte ihn später zum Grafen von Tours sowie Laienabt von Saint-Martin zu Tours und anderen Klöstern; am 22. August 851 fiel er im Kampf gegen die Bretonen. Vgl. zu ihm Werner, Untersuchungen (1958), S. 274f. m. Anm. 89; Moisan, Le Vivien historique; Felten, Äbte und Laienäbte, S. 50f.; Nelson, Charles the Bald, S. 128, 137-139, 142f., 147, 155-157, 165. -- Zur Urkunde vgl. noch Tessier, Originaux et pseudo-originaux, S. 42; Tessier III, Introduction, S. 17, 49f., 53; Peters, Die Entwicklung, S. 78, 198f. Anm. 765; Kienast, Die fränkische Vasallität, S. 370 Anm. 1288, S. 403 Anm. 1402.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 356, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0843-02-18_1_0_1_2_1_356_356
(Abgerufen am 25.04.2024).