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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl bestätigt der (Bischofs-) Kirche Notre-Dame-et-Saint-Médard (zu Noyon) (ecclesia sancte Marie genitricis Dei et Domini nostri Ihesu Christi semperque virginis et sancti Medardi) auf Bitten des Bischofs Immo von Vermand, Tournai und Noyon (vir venerabilis Immo, Vermandensis, Tornacensis, Noviomagensis ecclesie presul) gemäß der von diesem vorgelegten Urkunden seines Urgroßvaters König Pippin (Dep.), Kaiser Karls (d. Gr.) (Dep.) und Kaiser Ludwigs (d. Fr.), seines Vaters (Dep.), die ihrerseits in der Tradition der Frankenkönige (predecessores nostri reges videlicet Francorum) stehen, zu seinem Seelenheil Schutz und Immunität mit Introitusverbot, darin eingeschlossen die der Kirche unterstellten Zellen Saint-Éloi, Saint-Maurice und Saint-Martin mit allen Pertinenzien, und verzichtet auf die aus dem Besitz dem Fiskus zustehenden Abgaben. -- Gebetswunsch pro incolumitate nostra ac totius regni nostri a Deo nobis collati. -- Eneas not. ad vicem Lhudovici. -- M (aus Kopie). -- a. r. 3, Ind. 4. -- „Si liberalitatis“ .

Originaldatierung:
(VIIII. Kal. Ian., Carisiaco palatio regio)

Überlieferung/Literatur

Kopie: Beauvais, Arch. dép. de l'Oise, G 1984, Chartular des Domkapitels von Noyon, 13. Jh., fol. 28 (olim fol. 40) (C). -- Drucke: Le Vasseur, Annales II, S. 681-683 (ohne Eschatokoll); Lefranc, Histoire, S. 177f.; D Ka. II. 14.

Kommentar

Die Indiktion (4) ist wie bei DD 12, 13 auf 5 bzw. 6 zu korrigieren. Zu Karls Aufenthalt in Quierzy siehe Reg. 341; Karl muß noch am Tag der Ausstellung von DD 14 und 15 oder am Tag darauf weiter in das 38 km entfernte Saint-Quentin gezogen sein, wo er das Weihnachtsfest beging (Reg. 345). -- Unklar ist, ob Le Vasseur in seinem Druck C oder einem anderen der heute verlorenen Chartulare folgt; vgl. Stein, Bibliographie, Nr. 2779-2782; zur Überlieferung auch Giry, Notices bibliographiques, S. 30. -- Der Text folgt weitgehend Form. imp. Nr. 28, einschließlich Arenga (Hausmann / Gawlik, Nr. 3003), Hinweis auf Urkunden der Merowingerkönige, Immunitätsformel und Gebetswunsch, in dem nur die Wendung totius imperii in totius regni nostri verändert und die Worte coniugis ac prolis ausgelassen werden. -- Der hier erstmals als Rekognoszent auftretende Aeneas zeichnete zwischen 842 (D 14) und 856 (D 183, nicht D 172, wie Tessier III, Introduction, S. 60, angibt) für 29 Urkunden verantwortlich, davon acht Originale; er wurde 856 Bischof von Paris und verstarb am 27. Dezember 870; vgl. zu ihm Tessier III, Introduction, S. 60-64; Fleckenstein, Hofkapelle I, S. 149f., 161; Worm, Karolingische Rekognitionszeichen I, S. 95f. -- Karl hat nur dieses eine Mal für die Bischofskirche von Noyon geurkundet; die erwähnten Vorurkunden Pippins d. Jg. (fehlt bei Lechner, da er D 14 nicht kennt), Karls d. Gr. und Ludwigs d. Fr. (Lechner, Nr. 393, 394) sind sämtlich verloren; Karl d. Einf. bestätigte zwischen 893 und 903 D 14 unter weitgehender Wiederholung des Textes, aber unter Hinzufügung einer Bestimmung zu den letzthin erworbenen Besitzungen sowie der Festung und der Münze von Tournai (D Ka. III. 2, die Übernahmen aus D 14 in Petitdruck); als Vorurkunden sind hier Urkunden Karls d. Gr., Ludwigs d. Fr. und Karls d. K., nicht jedoch Pippins angeführt; wie in der Urkunde Karls d. K. findet sich die formelhafte Erwähnung von merowingischen Vorurkunden. -- Die Stadt Noyon liegt nur knapp 10 km vom Ausstellort Quierzy entfernt; das Bistum Noyon war vom 7. Jh. an bis 1148 mit Tournai vereint und Suffragan von Reims. Vgl. zu Noyon allgemein Vercauteren, Étude sur les civitates, S. 165-180; Krüger, Königsgrabkirchen, S. 208-213; Kaiser, Bischofsherrschaft, S. 564-572; Guyotjeannin, Episcopus; Hirschmann, Stadtplanung, S. 144-151. -- Der als Petent genannte Bischof Immo von Noyon war im September 841 einer der Gesandten Karls bei Lothar I. gewesen (Reg. 254); er wurde 859 beim Überfall der Normannen auf Noyon getötet (Ann. Bertiniani, ad a. 859, ed. Grat, S. 81; vgl. Vogel, Die Normannen, S. 170); so erklärt sich die Überschrift zu D 14 in C „Karolus rex per Emmonem martirem et episcopum“ . -- Vgl. zu D 14 noch Lot / Halphen, S. 61 Anm. 1; Tessier II, Additions et corrections, S. 667 (Hinweis auf Druck und Datierungsvorschlag von D Ka. III. 2; Druckfehler); Vercauteren, Étude sur les civitates, S. 171f.; Kaiser, Münzprivilegien, S. 300; Hirschmann, Stadtplanung, S. 148.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 343, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0842-12-24_1_0_1_2_1_343_343
(Abgerufen am 28.03.2024).