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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Bündnisverhandlungen zwischen Lothar (I.) und einer Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Theophilus. Die Byzantiner ersuchen um Hilfe gegen die Araber und bieten die Vermählung der Tochter des Theophilus mit Ludwig an. Lothar plant eine gegen die Araber gerichtete Militäraktion unter Führung Ludwigs.

Überlieferung/Literatur

Andreas Dandulus VIII, c. 4, ed. Pastorello, S. 151; Ann. Bertin. a. 842, ed. Grat, S. 42; D Lo.I.67, S. 180 Z. 7f.; Genesius III, c. 16, edd. Lesmüller-Werner/Thurn, S. 50; Theophanes Cont. III, c. 37, ed. Bekker, S. 135; Kedrenos, ed. Bekker II, S. 137f. Vgl. auch Beda, Cont. Constantinopolitana, ed. Mommsen, S. 343; Sicard v. Cremona, ed. Holder-Egger, S. 155. Vgl. noch das Widmungsgedicht des sog. Lothar-Psalters, ed. Koehler/Mütherich, Karol. Miniaturen IV, Textbd. S. 35. Zur Verlobung Ludwigs s. Ann. Bertin. a. 853, ed. Grat, S. 68. Zur geplanten Militäraktion s. das Pariser Papyrusfragment, ed. Ohnsorge, Abendland u. Byzanz, S. 135f. - Regg.: Dölger, Regesten I, Nr. 443; M2 1091o.

Kommentar

Die Datierung der Verhandlungen ergibt sich aus der Erwähnung der Gesandtschaft in D Lo.I.67 von 842 August 29: dum nos propter totius regni nostri utilitatem atque suscipiendam Grecorum legationem Treveris civitate ... venissemus (S. 180 Z. 7f.). Schon 839 hatte eine byzantinische Gesandtschaft Ludwig d. Fr. in Ingelheim aufgesucht, hatte dort allerdings nichts ausrichten können ( M2 993b). Die neuerliche Gesandtschaft wurde von dem Patrizius Theodosios Babutzikos geleitet, der sich 840 auch in Venedig aufgehalten hatte. Er scheint auf der Rückreise von Trier gestorben zu sein; vgl. Ohnsorge, a.a.O., S. 153f., 159. Lothar muß im Unterschied zu seinem Vater auf das Bündnisangebot eingegangen sein, wenn man nicht mit Konecny, S. 119, annehmen will, daß man die Verlobung in Byzanz nach dem Regierungswechsel des Jahres 842 nur erfunden hat, um Theophilus nachträglich noch zu disqualifizieren. Es ging den Byzantinern wohl nicht um ein fränkisches Eingreifen gegen die Araber in Kleinasien oder Nordafrika (den jüngeren byzantinischen Quellen ist in diesem Punkt schwerlich Glauben zu schenken), sondern in Süditalien/Sizilien; vgl. Hartmann III/1, S. 226 Anm. 2; Gay, L'Italie méridionale I, S. 59; Eickhoff, Seekrieg, S. 179 (gegen Ohnsorge, a.a.O., S. 159f.). - Entscheidend für das Scheitern des verabredeten Bündnisses wird der Regierungswechsel in Byzanz gewesen sein, wo auf den bereits am 20. Januar 842 verstorbenen Theophilus die Kaiserin Theodora folgte, die den Bilderkult sofort wieder einführte; vgl. Ostrogorsky, Geschichte, S. 146ff. - Noch 853 scheint man in Byzanz, wie die Ann. Bertin. wissen, wegen des Scheiterns der geplanten Hochzeit verärgert gewesen zu sein; vgl. Reg. 117. Wer als Gemahlin Ludwigs II. in Aussicht genommen wurde - Bury, History, S. 331, denkt an Thekla -, ist unklar. - Die Datierung des genannten Papyrusfragments ist strittig; vgl. Ohnsorge, a.a.O., S. 165 (zu 843 Mai) gegen Dölger, Europas Gestaltung, S. 332ff. (zu 841). - Vgl. noch Harnack, Beziehungen, S. 72; Ohnsorge, Zweikaiserproblem, S. 38f.; Hellmann, Heiraten der Karolinger, S. 304; Hees, S. 38ff.; Lounghis, Ambassade, S. 169-173 (mit Wiederabdruck des Fragments und Lit.); Bertelli, Castelseprio, S. 897.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 8, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0842-07-00_1_0_1_3_1_4217_8
(Abgerufen am 19.03.2024).