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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl erreicht die Seine und trifft dort auf Adalhard und dessen Begleiter, die ihm bis Épône entgegengezogen sind; er beschließt, trotz der knappen verbliebenen Zeit nicht auf direktem Wege zu dem mit Ludwig (d. Dt.) verabredeten Treffen in Langres am 1. September (Reg. 227) zu ziehen, sondern in schnellem Marsch den Umweg über Beauvais, Compiègne, Soissons, Reims und Châlons (-en-Champagne) zu nehmen, um denjenigen unter den Franken, die sich ihm anschließen wollen, Gelegenheit dazu zu geben.

Originaldatierung:
(Spedonna)

Überlieferung/Literatur

Nithard III, c. 2, ed. Lauer, S. 86; Ann. Bertiniani, ad a. 841, ed. Grat, S. 39; Schreiben der Bischöfe des Konzils von Troyes (867), ed. Hartmann, MGH Conc. IV, S. 235 Z. 10-12; Flodoard, Historia II, c. 20, ed. Stratmann, S. 189.

Kommentar

Wohl kaum zog Karl zuerst nach Paris und danach nach Épône, wie Krah, Die Entstehung, S. 119, annimmt; Nithard schreibt ausdrücklich, daß Karl von Maine aus Richtung Paris zog (his in partibus iter direxit), die Seine erreichte, wohin ihm Adalhard und die anderen entgegengezogen waren (in Spedonna obviam habuit), und daß er dort beschloß, nach Beauvais zu ziehen. Die Ann. Bertiniani zeigen nur den Durchzug durch die Gegend von Paris (per ... Parisios) an. Wahrscheinlich zog Karl also gar nicht durch die Stadt selbst, und es bleibt zumindest unklar, ob er Paris unter Kontrolle hatte (so Dümmler, Geschichte I, S. 33; Nelson, Charles the Bald, S. 121). Épône, dép. Seine-et-Oise, arr. Mantes, con Mantes, liegt gut 40 km nordwestlich vom Zentrum von Paris entfernt am südlichen Ufer der Seine zwischen Meulan und Mantes; es war vom rund 180 km entfernten Le Mans aus in etwa 6-7 Tagen zu erreichen. Der hier beschlossene Ritt durch die verschiedenen genannten Städte bedeutete tatsächlich einen sehr großen Umweg; die rund 430 km hätten eine Zeit von etwa drei Wochen beansprucht, so daß der Aufenthalt in Épône etwa um den 15. August anzusetzen ist. Der Umritt sollte wohl auch dem Nachweis dienen, daß Karl nicht gefallen war, wie Lothars Partei behauptete (Reg. 238); vgl. dazu Lot / Halphen, S. 41; Tessier, Un diplôme inédit de Charles le Chauve pour Saint-Médard, S. 75f.; Krah, Die Entstehung, S. 119. -- Das Schreiben der Bischöfe des Konzils von Troyes erwähnt den Seineübertritt Karls (Karolus resumptis viribus et copiis Sequanam transmeavit) und den anschließenden Zug in Belgicam regionem als auslösendes Moment für die Entscheidung Erzbischof Ebos von Reims, die Stadt zu verlassen und zu Lothar I. zu fliehen; siehe auch Reg. 244. Nur Karls Zug in Belgicam nennt der diese Quelle paraphrasierende oder ein verlorenes Schreiben Hinkmars von 867 zitierende Flodoard; dazu Stratmann, a.a.O., S. 183 Anm. 8, S. 189 Anm. 94. -- Vgl. Meyer von Knonau, Über Nithards vier Bücher, S. 32f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 239, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0841-08-15_1_0_1_2_1_239_239
(Abgerufen am 29.03.2024).