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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,2,1

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Karl schickt Nithard und Adelgar als Gesandte (missos) zu Lothar (I.): Er erinnert ihn (mandans ac deprecans ut memor sit) an die gegenseitig geleisteten Eide (sacramentorum que inter se iuraverant), an die von ihrem Vater (Ludwig d. Fr.) getroffenen Bestimmungen (que inter illos pater statuerat) und an ihr Bruder- und Patenverhältnis (fraterne filiolique conditionis) (Reg. 2); er solle das Seine besitzen (haberet sua sibi); wenn er (Karl) das ihm vom Vater mit seiner (Lothars) Zustimmung Gewährte ohne Streit besitzen könne (quod illi pater suo consensu concesserat absque conflictu ... permittat), so verspreche er (Karl), ihm treu zu sein und sich ihm zu unterwerfen (promittens ... fidelem se illi et subiectum fore velle), so wie es dem erstgeborenen Bruder zustehe (ita ut primogenito fratri esse oporteret); er werde ihm alles bisher gegen ihn Unternommene verzeihen (quicquid actenus in illum deliquerat pollicitus est se ex corde remittere), und er bittet ihn, seine Leute nicht weiterhin zu beunruhigen (ne amplius suos sollicitet) noch Unruhe in das ihm von Gott gewährte Reich zu tragen (ne regnum sibi a Deo commissum perturbet); überall solle Frieden und Eintracht herrschen (cederent undique paci atque concordie), das scheine ihm für ihn und die Seinigen das Beste (hoc se sua suorumque ex parte ratum videre), und deswegen werde er auch Frieden wahren (ac per hoc conservare velle mandavit); falls Lothar daran zweifle, sei er (Karl) bereit, jede von ihm verlangte Bürgschaft dafür zu geben (quocumque vellet modo ex his illum certum se efficere promisit).

Überlieferung/Literatur

Nithard II, c. 2, ed. Lauer, S. 40/42. -- Vgl. BM2 1072a.

Kommentar

Laut Nithard war die Gesandtschaft eine Reaktion auf Nachrichten (dudum quidem ex omnibus nuntio recepto), die Karl in Bourges erreichten; unmittelbar zuvor hatte Nithard über Lothars versuchten Angriff auf Ludwig, den Waffenstillstand zwischen beiden und Lothars gegen Karl gerichtete Pläne berichtet. Die Einsetzung der Gesandtschaft ist daher wohl früher anzusetzen als Mühlbacher (BM2 1072a) nahelegt, der sie der Zeit Ende August zuordnet und damit einen Zusammenhang mit der Wiedereinsetzung Ebos in Reims (vgl. Reg. 119) herstellt, und auch anders als bei Nelson, Charles the Bald, S. 106, die diese Gesandtschaft Nithards und Adelgars vor derjenigen Lothars I. an Karl (Reg. 103) ansetzt. -- Vgl. Meyer von Knonau, Über Nithards vier Bücher, S. 96 Anm. 86; Schneider, Brüdergemeine, S. 136. -- Nithard berichtet weiter, Lothar habe die Gesandten scheinbar freundlich aufgenommen (simulans se benigne suscipere legatos), jedoch zugleich versucht, sie auf seine Seite zu ziehen, und er habe, als sie sich weigerten, ihnen ihre von Ludwig d. Fr. gewährten honores entzogen (honoribus quos pater illis dederat privavit). Lothar schickte die Gesandten lediglich mit Grüßen an Karl zurück und behielt eine Antwort einer eigenen Gesandtschaft vor (Nithard II, c. 2, ed. Lauer, S. 40/42). -- Zu den Personen: Einer der Gesandten war der Berichterstatter selbst, Nithard (ca. 800-844/845), Sohn Berthas, Tochter Karls d. Gr., und des Gelehrten Angilbert, also ein Vetter Karls; vgl. zu ihm Wattenbach / Levison / Löwe III, S. 353-357; Patze, Iustitia; Brunhölzl, Geschichte I, S. 399-402; Bulst-Thiele, in: Verfasserlexikon 2VI (1987), Sp. 1164-1166; Goetz, in: LexMA VI (1993), Sp. 1201; Leyser, Three historians, S. 19-26; Treffort, Nithard. Der zweite Gesandte Adelgar ist (entgegen der Angabe bei Lauer, S. 41 Anm. 3, über ihn sei weiter nichts bekannt) nach Depreux, Prosopographie, Nr. 6 S. 73f., mit dem Grafen Adalgar zu identifizieren, der 836 Gesandter Ludwigs d. Fr. bei Lothar I. war (BM2 951a), 838 an der Reichsversammlung zu Nimwegen teilnahm (BM2 977a; vgl. Reg. 69) und im selben Jahr gegen die Wilzen und Abodriten geschickt wurde (BM2 982c; so bereits Dümmler, Geschichte I, S. 146 Anm. 2); vgl. zu ihm auch Nelson, Charles the Bald, S. 16 und S. 110, die ihn ebd. als Grafen von Thérouanne (dép. Pas-de-Calais, arr. Saint-Omer, con Aire) bezeichnet. -- Vgl. Meyer von Knonau, Über Nithards vier Bücher, S.19f.; Dümmler, Geschichte I, S. 146; Lot / Halphen, S. 15 m. Anm. 7f., S. 16 m. Anm. 1-3; Patze, Iustitia, S. 153; Nelson, Public histories, S. 271; Krah, Die Entstehung, S. 53.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,2,1 n. 108, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0840-07-00_3_0_1_2_1_108_108
(Abgerufen am 25.04.2024).