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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

Displaying record 70 of 328.

Papst Johannes XIX. veranstaltet in Anwesenheit zahlreicher Bischöfe, Kleriker und Laien eine Synode, welcher (1) der Bischof Petrus von Silva Candida (Rufine et Secunde Petrum ... episcopum) eine Kontroverse zwischen den Klerikern von S. Nicola in Galeria und S. Andrea (presbiteri s. Nicholai in Galeria ... presbiteri ... s. Andree) vorträgt; vom Papst über die Einkünfte aus beiden Kirchen befragt teilt der Bischof mit, eine der Kirchen bezahle 14 Solidi, die andere 30 Denare (quatuordecim solidos ... triginta denarios); nach der durch Befragung der Teilnehmer festgestellten sonst üblichen Abgabe eines Drittels (terciam) der Einnahmen an den Bischof entscheidet die Synode, diese beiden Kirchen und alle anderen des Bistums Silva Candida hätten ebenfalls diesen Satz zu entrichten (tertiam universarum ecclesiarum), ohne weiter auf das ursprünglich vorgetragene Anliegen einzugehen; der Papst investiert den Bischof Petrus unter Verwendung des Bischofsstabes in die ihm nun zustehenden Abgaben (ego virga investivi episcopum Petrum ... de universa tertia omnium ecclesiarum Galerie) und stellt Vergehen gegen die Abgabenordnung unter das Anathem (sub interdictione anathematis ... confirmaretur); (2) < weiterhin befasst sich das Konzil mit der Frage der Apostolizität des hl. Martial und entscheidet diese positiv >.

Archival History/Literature

Erw.: (1) Urkunde P. Johannes' XIX. n. 71; (2) Ademar von Chabannes, Commemoratio conciliorum de primo pastore Aquitanorum Marciale apostolo (LéopoldDelisle, Notice sur les manuscrits originaux d'Adémar de Chabannes, in: Notices et extraits des manuscrits de la Bibl. nat. et autres bibliothèques 35/1896, 241-358, 299).  Reg.: –; vgl. JL I p. 516; IP II 28 n. 2; Boye, Quellenkatalog 79.  Lit.: zu (1) Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2, 947; Hirschfeld, Gerichtswesen der Stadt Rom 555; Tangl, Teilnehmer 123f.; Messina, Benedetto 36; Boye, Synoden 162; Ganahl, Kirchliches Verfassungsrecht 46f.; Palazzini, Dizionario dei concili IV 247; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 18; zu (2) Saltet, Prétendue lettre, passim; Louis Saltet, Un cas de mythomanie hist. bien documenté: Adémar de Chabannes (988-1034) (BLE 32/1931, 149-165); Herrmann, Tuskulanerpapsttum 121ff.; Callahan, Sermons of Adémar of Chabannes 253ff., 258, 267, 275f. und passim; Jean Becquet, Les évêques de Limoges aux Xe, XIe et XIIe siècles (Bullet. du Limousin 105/1978, 79-104) 93ff., 98f.; Wolff, News from Byzantium 156ff., 163ff., 175ff.; Aubrun, Limoges 74, 205ff.; Schneider, Adémar von Chabannes und Pseudoisidor 132 und passim; Daniel F. Callahan, Adémar of Chabannes, Apocalypticism and the peace council of Limoges of 1031 (RevBén 101/1991, 32-49); Landes/ Paupert, Naissance d'apôtre 9ff., 36; Ehlers, Politik und Heiligenverehrung in Frankreich 166ff.; Landes, Autour Adémar de Chabannes 40ff.; Jean Becquet, L'autel de saint Martial à Saint-Pierre de Rome (Bullet. du Limousin 121/1993, 292-295); Landes, Relics 21, 259, 274ff., 328f.; Becquet, Concile de Limoges 32, 38ff. und passim; vgl. auch n. †121, n. †137, n. †138, n. †139.

Commentary

(1) Als Teilnehmer der Versammlung führt die gen. Urkunde neben dem Papst die folgenden Personen auf: die Bischöfe Petrus von Silva Candida, Tedald von Velletri, Petrus von Palestrina, Benedikt von Porto, Tedald von Albano, Petrus von Ostia, Dominicus von Labico, die (römischen) Diakone Benedikt (Archidiakon), Crescentius, Rainer (aufgrund der Subskribentenliste zu identifizieren als von S. Giorgio [in Velabro]) und Gregor, die Kardinäle Petrus von S. (Lorenzo in) Damaso, Franco von S. Sisto, Tuidiscius von S. Marcello, den Primicerius Benedikt sowie den gleichnamigen Secundicerius, den Nomenklator Crescentius, den primus Defensor Petrus und den Protoskriniar Stephanus (der gen. Urkunde schrieb), den Judex Johannes Deubaldus, den Pfalzgrafen und Bruder des Papstes Alberich (III.) sowie den Grafen Johannes Tocco von Galeria, zwei weitere Laien aus dieser Stadt sowie die Kleriker von S. Nicola unter Leitung ihres Archipresbyters und jene von S. Andrea unter Führung ihres Syndicus (Ego Johannes divina providentia nonusdecimus papa Romanus ... Petrus ... s. Rufine ... Theobaldo Belliternensi, Petro Prenestinensi, Benedicto Portuensi, Theubaldo Albanensi, Petro Hostiensi, Dominico Lauicanensi, Benedicto archidiac., Crescentio atque Rainerio et Gregorio diaconibus, Petro card. s. Damasi, Francone card. s. Sixti, Tuidiscio card. s. Marcelli ... Benedicto primicerio et alio Benedicto secundicereo, Crescentio nomenculatore, Petro primo defensore, Stephano prothoscriniario, Johanne Deubaldo dativo judice seu fratre nostro, d. Alberico comite palatii et Johanne Tocco comite Galerie ... laicis Galeranis ... Leone filio Rodulfi, Baldo ,... archipresbiterum ... s. Nicholai cum suis et sindicum s. Andree cum suis). Diese im Text der Urkunde genannte Teilnehmerliste weicht in mehreren Fällen durch Auslassungen von der Liste der Subskribenten (n. 71, n. 72) ab; darüber hinaus ist jedoch als Kardinal von S. Marcello in der Liste der Subskribenten mit Johannes ein anderer Name angeführt. –  Den Tagungsort der Synode nennt der Papst in dem Privileg: nos ... residentes in ecclesia s. Siluestri, qui est infra palatium Lateranense, während ihr Datum aus der Datierung der Urkunde erschlossen werden muss (vgl. n. 71). Der Versammlung trägt Bischof Petrus von Silva Candida den Konflikt zwischen den beiden Kirchen seiner Diözese vor, doch befasst diese sich nicht damit, sondern nur mit der dadurch aufgeworfenen Frage der Abgaben an den Bischof. Durch den Verzicht der anwesenden Kleriker des Bistums Silva Candida (presbiteris ... refutantibus) auf ihre gewohnheitsmäßig zu geringe Abgabe wird das Problem gelöst und der Bischof durch den (Bischofs-)Stab in seine Rechte investiert (vgl. n. 71). Da alle Informationen über die Versammlung der gen. Urkunde entstammen, lässt sich nicht bestimmen, ob daneben andere Angelegenheiten zur Verhandlung kamen. Die anwesenden Laien deuten darauf hin, dass obiger Verhandlungspunkt vorgesehen war und es sich in der Tat um eine Synode und nicht ein zufälliges Treffen handelte. –  (2) Die Synodalentscheidung zur Apostolizität des hl. Martial ist nur durch Ademar überliefert, welcher behauptet, dass in concilio Romano sub Johanne papa, ubi philosophus adprime eruditus tam in secularibus quam in divinis scripturis, Petrus, episcopus s. Rufine, presens interfuit dies ein Tagungspunkt gewesen sei. Zu beziehen wäre die Nachricht allerdings möglicherweise auch noch auf die Synoden n. 56, n. 80, n. 95. Angesichts der geringen Glaubwürdigkeit dieser Quelle bzw. ihrer eindeutigen Tendenzen (vgl. n. †121, n. †137, n. †138, n. †139) sind an dieser Nachricht starke Zweifel angebracht.

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RI III,5,1 n. 70, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1026-12-14_1_0_3_5_1_70_70
(Accessed on 19.04.2024).