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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

Displaying record 37 of 1338.

Durch Streifzüge der Sarazenen in der Nähe Roms veranlaßt, rüstet Papst Johannes (X.) gemeinsam mit Herzog Alberich (I.) von Spoleto-Camerino. Er vermittelt zwischen Alberich und König Berengar (I. von Italien) einen Frieden und schließt mit dem König ein Bündnis. Mit Fürst Landulf (I.) von Capua-Benevent nimmt der Papst Verhandlungen über die Vertreibung der Sarazenen auf und schickt nach Eintreffen von Boten des Fürsten in Rom auf dessen Rat eine Gesandtschaft nach Byzanz, welche die Entsendung des Strategen Nikolaos (Picingli) und einer byzantinischen Flotte nach Süditalien erreicht. Nach deren Eintreffen wird zwischen dem Papst, dem Strategen und den süditalischen Fürsten ein Pakt geschlossen.

Archival History/Literature

Erw.: n. 34; Liudprand v. Cremona, Antapodosis II 49 ff. (Becker, SS. rer. G. 41/1915, 60 ff.); Benedikt v. Soratte, Chr. (Zucchetti, FSI. 55/1920, 156 f.); Gregor v. Catino, Chr. (Balzani, FSI. 33/1903, 302); Martin v. Troppau, Chr. (MGSS. XXII 430); Ricobald-Bojardo, Chr. (Muratori, SS. IX 310). Reg.:Lit.: Fedele, La battaglia 187 ff.; Gay, L'Italie 161 ff.; Hofmeister, Markgrafen 417; Bossi, Alberico 30 ff.; Vehse, Bündnis 181 ff.; Venni, Giovanni 36 ff.; Arnaldi, La fase preparatoria 123 ff.; Eickhoff, Seekrieg 298 f.; Runciman, Kreuzzüge I 86; Setton, Crusades 150; Hiestand, Byzanz 126 f.; Saletta, Arabi al Garigliano 104 ff.; A. Papagna, I Sarazeni e la Puglia nel sec. X (Bari 1990) 31 ff.; Marazzi, Vittoria sul Garigliano 244 ff.

Commentary

Alle angeführten und eine Anzahl späterer, wohl von Martin abhängiger Quellen schreiben die Initiative zum Sarazenenkrieg dem Papste zu, während andere diesen kaum erwähnen; vgl. Fedele 187 f. und über die päpstliche Initiative bes. Benedikt: Ancxiebat cor Johannis X. pape cum Albericus gloriosus marchiones et collecta multitudine ostiliter venerunt ... Diesen Darstellungen ist aber nur bedingt Glauben zu schenken. Von den Verhandlungen mit Berengar berichtet erst Bojardo. Der König hat aber nicht am Kampf teilgenommen. Laut Bojardo war der Sarazenenkrieg ein Kreuzzug. Er läßt die Verbündeten vom Papste das Kreuz nehmen und diesen einen Kreuzzugsablaß verkünden. Das meiste Interesse an der Vertreibung der Sarazenen aus Süditalien und vom Garigliano hatte wohl Fürst Landulf, der schon 910 als Gesandter seines Vaters Atenulf I. in Byzanz weilte, um die Entsendung von Hilfstruppen zu erlangen; vgl. Leo v. Ostia (MGSS. XXXIV 133) und dazu Vehse 188 ff. Liudprand, dem Gregor v. Catino folgt, berichtet daher von einer auf Anraten Landulfs nach Byzanz geschickten päpstlichen Legation: ... Landolfum hunc principem egregium, quid super re huiscemodi faciendum esset, quam Africani agunt, Johannes consulit papa. Quod princeps ut audivit, papam per internuntios ita convenit: „ ... Mittito denique ad Argorum imperalorem ... Camerinos etiam atque Spoletinos nostrum ad auxilium invitato ... ” His auditis papa nuntios confestim Constantinopolim dirigit, suppliciter imperatoris amminicula sibi dari deposcens. Aus Briefen des Patriarchen Nikolaos von Byzanz (vgl. etwa n. 42) erfährt man aber nichts über die Anwesenheit päpstlicher Legaten in Konstantinopel, sondern nur von gelegentlichen Besuchern aus Rom. Anderseits ist im Frühjahr 915 der vom Papst geweihte Abt Johannes I. von Montecassino als Gesandter des capuanischen Fürsten und nicht des Papstes nach Byzanz bezeugt; vgl. n. 32. Liudprand war Johannes X. nicht gut gesinnt. Wenn er trotzdem dessen Aktivität betont, dürfte er recht haben; vgl. über das Verhalten des Papstes auch Hiestand 130 f. Das schon längst bestehende Bündnis der süditalischen Fürsten gegen die Sarazenen wurde nach dem Eintreffen des Strategen in Süditalien im Frühjahr 915 (vgl. Vehse 187) erneuert und das bis dahin noch mit den Sarazenen verbündete Gaeta durch päpstliche Zugeständnisse (vgl. n. 34) ebenfalls gewonnen. Hier ist dem Papst die Hauptinitiative zuzuschreiben. Nach Liudprand II 48 (Becker 60) und Benedikt (Zucchetti 156) begannen die Kriegsvorbereitungen des Papstes bald nach dessen Regierungsantritt. Vermutlich stehen aber die Verhandlungen zwischen Landulf und Johannes X. mit der Weihe des Abtes Johannes (n. 32) im Zusammenhang und sind daher frühestens in diese Zeit einzuordnen.

Nachträge

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Cite as:

RI II,5 n. 33, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0914-06-00_1_0_2_5_0_37_33
(Accessed on 29.03.2024).