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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 619 of 727.

Papst Johannes (VIII.) teilt König Karl (III.) (Karolo glorioso regi) seine Enttäuschung über dessen Untätigkeit bezüglich der Angelegenheiten und des Schutzes der Kirche mit, obwohl der Papst ihn mehrfach um Hilfe gebeten habe (vgl. n. 501 und n. 524) und ihm sogar nach Ravenna entgegengereist sei (ad vos Ravennam pervenimus) (n. 613); er berichtet, bei seiner Rückkehr eine noch schlimmere Lage vorgefunden zu haben, und fordert den König eindringlich auf, ihn zu unterstützen, wofür ihm im Gegenzug seitens des Papstes Ehre und Ruhm (vestrum honorem et gloriam) zukommen werde; der Papst bittet um die Entsendung Bischof Liutwards (von Vercelli), Manigoldus', des Sohnes Adelbertus', und des Obermundschenks Adelbert (Liutubardum ... episcopum, Manigoldum filium Adelberti et Adelbertum portopincernam vestrum) als königliche Gesandte, um mit ihnen für die Ankunft Karls in Rom über die Erneuerung der Pakte und Privilegien zu verhandeln (vobis venientibus Romam ... de pactis et privilegie sanctę Romanę ecclesię more parentum vestrorum renovare et confirmare), mahnt den König, keinen anderen Mitteilungen Glauben zu schenken und erbittet seinerseits die freundliche Aufnahme seiner Legaten, des Bischofs und Arcarius Marinus (von Cerveteri) und des Bischofs Petrus von Senigallia (Marinum ... episcopum et arcarium sedis nostrę atque Petrum ... episcopum Senogaliensem).

Originaldatierung:
Data ut supra.
Incipit:
Quod bene vestra regalis cognoscit ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 69r; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 125v.

Drucke: Carafa, Epist. III 449; Conc. coll. reg. XXIV 254; Labbe-Cossart, Conc. IX 156; Mansi, Coll. XVII 161; Migne, PL CXXVI 882; Bouquet-Delisle, Recueil IX 187; MG Epist. VII 199f. n. 224.

Reg.: J 2507; JE 3288; Böhmer-Zielinski n. 610.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich III2 110f.; Sickel, Verträge der Päpste II 40 Anm. 2; Hartmann, Gesch. Italiens III,2 72-74; Riesenberger, Prosopographie der päpstlichen Legaten 218f.; 232f. und 275; Gorla, L'arcivescovo Ansperto 96; Drabek, Verträge 58f.; Hlawitschka, Widonen 80f. (ND 215f.); Arnold, Johannes 76f.; Glansdorff, Comites in regno Hludouici 60 und 62.

Commentary

Wie aus dem Brief ersichtlich wird, der nur in den angegebenen Registerabschriften überliefert ist (vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156), hatten der Papst und Karl III. bei ihrem Treffen in Ravenna Anfang oder Mitte Januar 880 (vgl. n. 613) eine Übereinkunft bezüglich der Schutzverpflichtung Karls für die römische Kirche getroffen. Der Papst hatte ihm offensichtlich im Gegenzug die Kaiserwürde in Aussicht gestellt. In diesem Zusammenhang sind auch die vom Papst beabsichtigten Verhandlungen zu verstehen, die im Text erwähnt werden. Karl kam den Aufforderungen des Papstes längere Zeit nicht nach, sondern reiste zunächst zu einem Treffen mit Ludwig dem Jüngeren (vgl. n. 622). Der Papst untersagte dem König schließlich so lange den Zutritt in Rom, bis über das Pactum Einigkeit erzielt worden sei, vgl. n. 658, n. 660 sowie Drabek, Verträge 58f. und Stengel, Entwicklung 235 (ND 236). Ob die im Brief angeforderte Gesandtschaft zustande kam, ist nicht überliefert, vgl. dazu Böhmer-Zielinski n. 610. Zu dem erwähnten Adelbertus, dem Vater des Mangigoldus, vgl. Glansdorff. Auch die erbetene Hilfe gegen die Bedrohung Roms seitens der Sarazenen und des Markgrafen von Spoleto blieb offensichtlich aus, vgl. dazu n. 646. Die im Brief geschilderte unsichere Lage in Rom könnte den Papst zum baldigen Aufbruch nach Gaeta bewegt haben, vgl. n. 617. Das Stück ist auf die Zeit nach der Rückkehr des Papstes aus Ravenna wohl in den Februar oder März 880 zu datieren, vgl. auch Böhmer-Zielinski. Zur mit dem Data ut supra verbundenen Problematik vgl. Caspar 127-132 und Lohrmann 178f.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. 619, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f07f1a49-90a8-4fae-a93e-57104919af65
(Accessed on 28.03.2024).