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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 90 of 727.

Papst Johannes (VIII.) berichtet (König) Alfons (III.) (von Asturien) sowie allen Bischöfen, Äbten und rechtgläubigen Christen (Adefonso christianissimo regi seu cunctis uenerabilibus episcopis, abbatibus, uel orthodoxis christianis), er habe durch die Priester Severus und (De)siderius von ihrem (Bitt)schreiben erfahren, verleiht der Kirche von Oviedo wunschgemäß die Metropolitanwürde mit der Vorgabe, alle sollen ihr untertan sein, und empfiehlt ihm die Überbringer des vorliegenden Briefes (hortor, ut habeatis commendatos).

Originaldatierung:
Datum per manu Petri Sancte Romane Ecclesie diaconus cardinalis apud Romanam urbem, idus iulii.
Incipit:
Quia igitur in cura nos ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 1118, Oviedo Arch. de la Catedral: Liber testamentorum fol. 5v-6r.

Insert: Sampiro, Chr. (Pérez de Urbel 285-287); Rodrigo Jiménez de Rada, De rebus Hispanie (Fernández Valverde 140).

Erw.: Rodrigo Jiménez de Rada, De rebus Hispanie (Fernández Valverde 139).

Drucke: Conc. coll. reg. XXIV 335; Labbe-Cossart, Conc. IX 219; Hardouin, Acta conc. VI 103; Cocquelines-Mainardi, Bull. Rom. I 208 n. 3; Aguirre, Conc. IV 355; Florez, España Sagrada XIV 455; Mansi, Coll. XVII 224; Migne, PL CXXVI 663; Tomassetti, Bull. Rom. I 335; De la Fuente, Historia eclesiástica III 491; Jovellanos, Colección de Asturias I 50 n. 48; García Larragueta, Colección 40f. n. 9; Floriano, Bulas 123f.; Fernández Conde, Libro de los testamentos 127f.; Liber Testamentorum Ecclesiae Ovetensis 467f.; Deswarte, Nueva metrópoli 163f. Apéndice 1.

Reg.: JE 3035; García Larragueta, Catálogo de Oviedo 7 n. 8; Fernández Conde, Libro de los testamentos 125 n. VI.

Lit.: Trelles, Historia chronologica I 337; De la Fuente, Historia eclesiástica III 137; Vigil, Asturias I 57 n. 8; Rupp, Chrétienté 36; Mansilla, Supuesta metrópoli 270f.; Floriano, Bulas 119-124; Engels, Papsttum 277, 283, 287; Sánchez-Albornoz, Epístola del Papa Juan 556 und 562f.; Linehan, History and the Historians 117; Herbers, Papsttum 37; Deswarte, Nueva metrópoli 154-162; Sanz Fuentes, Documentos 223-229.

Commentary

Das angebliche Privileg Johannes' (VIII.) ist in der oben genannten Handschrift sowie in den erwähnten Chroniken als Insert überliefert. In dem als Liber Testamentorum bekannten Textzeugen findet sich auf fol. 5v eine Miniatur, auf welcher der Papst (papa Iohannes) sowie die Gesandten Severus und (De)siderius abgebildet sind, hierzu vgl. Yarza Luaces, Obispo Pelayo 68 sowie Herbers, Papsttum (Abbildung nach 40) und Sanz Fuentes, Documentos 222f., 227-231. Die Abschrift im Liber testamentorum enthält eine Rota mit den Namen der Apostel Petrus und Paulus und dem Namen des Papstes, im äußeren Ring ist die Devise Verbo Domini celi firmati sunt zu lesen. Diese Angabe bestätigt den Eindruck, es handele sich um eine Fälschung, und erlaubt eine grobe Datierung des falsum, denn die Devise stammt von Papst Paschalis II. (1099–1118), vgl. Frenz, Papsturkunden 18. Bereits Floriano 121f. hat die Devise richtig eingeordnet, doch der Behauptung Riscos, España sagrada XXXIV 61 Glauben schenken wollen, wonach das Privileg im Register Johannes' VIII. überliefert und somit echt sei. Der Liber Testamentorum gehört in den Zusammenhang der Fälschungen des Bischofs Pelagius von Oviedo (1101–1129), die unter anderem bezweckten, den Metropolitanstatus für seinen Sitz zu erlangen, vgl. Engels 280, Deswarte bes. 154f. und Sanz Fuentes 224 (jeweils mit weiterführender Literatur). Zum Fälschungscharakter des Papstbriefs vgl. weiterhin Sánchez-Albornoz. Vor der Intitulatio findet sich die Notiz, die Priester Severus und Siderius (diese Form steht vermutlich irrig für Desiderius) hätten den Brief im Juli des Jahres 859 der spanischen Ära (821) aus Rom mitgebracht: Hanc epistolam asportatam de urbe Romense a duobus presbiteris Seuero et Siderio mense iulio era DCCCLVIIIIa. Die Jahresangabe ist nicht mit dem Pontifikat des Johannes in Einklang zu bringen. In der Narratio erfolgt ein erneuter Verweis auf die beiden Gesandten, durch welche der Papst von einem Schreiben (gemeint ist offensichtlich eine Art Supplik) der asturischen Würdenträger erfahren habe. Weiteres über die Gesandtschaft des Severus und des Desiderius ist der Chronik des Rodrigo Jiménez de Rada zu entnehmen. Dieser berichtet, König Alfons III. (auch der Große genannt) habe zwei Priester namens Severus und Desiderius zu Johannes (VIII.) geschickt, die zusammen mit dem päpstlichen Gesandten Raynaldus eine Antwort an Alfons übermittelt hätten, vgl. Rodrigo Jiménez de Rada, De rebus Hispanie (Fernández Valverde 139). Danach sind das vorliegende und ein weiteres Privileg (n. †97) Johannes' VIII. eingefügt. An späterer Stelle erfolgt die Angabe, kraft der päpstlichen auctoritas seien verschiedene kirchliche und weltliche Würdenträger zusammengekommen, um an einem Konzil in Oviedo teilzunehmen. Auf dieser Synode habe man Oviedo einmütig die Metropolitanwürde übertragen, vgl. ibid. 142. Umstritten ist das Jahr, in dem das Konzil von Oviedo einberufen wurde. Möglicherweise geschah dies nicht im Pontifikat Johannes' VIII., vgl. u. a. Hefele-Leclercq, Hist. IV,2 636. Zum Passus bezüglich der Übertragung der Metropolitanwürde bei Rodrigo Jiménez de Rada vgl. Defourneaux, Français en Espagne 313, der die Hinweise jedoch in dem Sinne deutet, Karl der Kahle habe mit Zustimmung des Papstes der Kirche von Oviedo Privilegien gewährt. Zu einer angeblichen Ausstellung eines weiteren Privilegs für Oviedo, das teilweise in eine ähnliche Richtung deutet und auf das aufgrund der Nennung eines Kaisers bzw. Königs Karl (des Kahlen oder III.?) die Erwähnung bei Lucas von Tuy, Chr. mundi (Falque 246) wohl verweist, vgl. n. †94. Zum Datar Petrus vgl. auch Zimmermann, PUU I 14 n. † 6 (nicht berücksichtigt bei Santifaller, Elenco). Da das Privileg als eine Fälschung zu gelten hat, ist das in ihm angegebene Datum nicht mit Ewald (JE 3035) auf den Zeitraum vom 5. Januar bis zum 17. Februar 876 anzsetzen. Vielmehr ist von der gesamten Pontifikatszeit Johannes' VIII. auszugehen, wenn man wie die Mehrheit der Forschung davon ausgeht, daß die genannten Personen mit König Alfons III. und Papst Johannes VIII. zu identifizieren sind.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. †90, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e9e1b985-cf72-4752-8869-7b0b463e72a4
(Accessed on 29.03.2024).