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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 317 of 727.

Papst Johannes (VIII.) versichert König Ludwig (dem Stammler) (Hludouvuico glorioso regi, filio divae memoriae Karoli secundi imperatoris augusti) seine Liebe zu dessen verstorbenen Vater (König Karl den Kahlen), ermahnt (ammoneo) ihn, seinem Vater in seinen Verdiensten gegenüber der Kirche gleichzukommen und zusammen mit den Söhnen König Ludwigs (des Deutschen) (Karlmann, Ludwig der Jüngere und Karl III.) die römische Kirche zu verteidigen, informiert ihn über die Verschwörung Lamberts, des Sohnes des dux Wido, seiner Schwester Rothild und des Markgrafen Adalbert (von Tuszien), über die von den Leuten Lamberts verübten Raubüberfälle im Patrimonium Petri (omne terminium sancti Petri ac Pauli), das von Lambert nach Tarent an die Sarazenen ergangenen Hilfegesuch sowie den bereits in einem Büchlein (in alio opusculo) beschriebenen Überfall auf Rom (n. 310), teilt ihm mit, er werde auf dem Seeweg ins Frankenreich reisen (vgl. n. 334), bittet ihn, die Papstbriefe an Karlmann (n. 314), Ludwig (den Jüngeren) (n. 315) und Karl (III.) (n. 316) ohne Zeitverzögerung weiterzuleiten sowie den Bischöfen und dem gesamten Klerus seines Reiches eine Synode (vgl. n. 405) anzukündigen, und erklärt ihn zu seinem Ratgeber (a secretis ... consiliarius) anstelle von dessen (verstorbenen) Vater.

Incipit:
Quanto deinde amore dilectionis pro ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 43v; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 78r.

Drucke: Carafa, Epist. III 363; Sirmond, Conc. Gall. III 464; Conc. coll. reg. XXIV 115; Labbe-Cossart, Conc. IX 71; Hardouin, Acta conc. VI 25; Mansi, Coll. XVII 75; Migne, PL CXXVI 767; Bouquet-Delisle, Recueil IX 157; MG Epist. VII 82f. n. 87.

Reg.: J 2364; JE 3137; Pallieri-Vismara, Acta pont. jur. gentium 385 n. 25.

Lit.: Dümmler, Ostfränk. Reich III2 76f.; Hartmann, Gesch. Italiens III,2 54f.; Caspar, RegisterRegister 147 Anm. 3; Schieffer, Päpstliche Legaten 26 Anm. 2; Lohrmann, Register Johannes 277-279; Gorla, L'arcivescovo Ansperto 54; Manselli, Italia meridionale 307; Fried, Boso von Vienne 206; Mordek-Schmitz, Konzil von Troyes 179; Hlawitschka, Intentionen 136f.; Hlawitschka, Widonen 72 (ND 207); Kienast, Vasallität 419; Arnold, Johannes 143; Scholz, Politik 238; Herbers-Meyer, Vor dem "dunklen Jahrhundert" 194.

Commentary

Das Schreiben ist nur in den angegebenen Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Es zeichnet sich durch besonders viele Bibelzitate und ein hohes stilistisches Niveau aus; Lohrmann nimmt päpstliches Diktat an und macht dieses u. a. an dem persönlichen Ton und der 1. Person Singular fest. Die erwähnten Briefe an die Söhne Ludwigs des Deutschen sind nicht überliefert, vgl. n. 314, n. 315 und n. 316. Womöglich erreichten die Schreiben an die vier Könige gar nicht ihr Ziel, da sich Johannes in n. 350 darüber beklagt, Lambert habe die päpstlichen Legaten abgefangen, vgl. MG Epist. VII 83 Anm. 3. Zwei weitere, an Ludwig den Stammler (n. 344) und Karlmann (n. 345) adressierte Schreiben schickte Johannes VIII. in Genua ab. Diese späteren Briefe sind in Inhalt und Wortwahl mit dem ersten Schreiben an Ludwig den Stammler verwandt, vgl. Lohrmann. Zu dem Überfall auf Rom vgl. n. 310. Mit dem Büchlein über diese Ereignisse meinte der Papst möglicherweise die Exkommunikationssentenz, vgl. MG Epist. VII 83 Anm. 1 (zur Exkommunikation Lamberts und Adalberts vgl. n. 325). Rothild war die Ehefrau Adalberts von Tuszien, vgl. Dümmler 16f. und Hlawitschka, Franken 63. Dem Schreiben ist zu entnehmen, daß Johannes VIII. ein Bündnis zwischen Lambert und den Sarazenen fürchtete; zuvor hatte er sich gegenüber letzteren zu einer jährlichen Tributzahlung verpflichtet, vgl. n. 288. Zu den Intentionen Johannes' gegenüber Ludwig dem Stammler vgl. Fried, zu Ludwig als a secretis ... consiliarius vgl. ibid. 206. Zu den consiliarii unter den Karolingern vgl. ferner allgemein Keller, Königsherrschaft. Johannes VIII. betont gegenüber dem westfränkischen König, die römische Kirche sei die mater omnium bzw. mater vestra; zu ähnlichen Ausdrücken bei früheren Päpsten vgl. Conte, Primato 56-58. Das Schreiben trägt keine Datierung. Es ist in die Zeit zwischen Lamberts Überfall auf Rom (n. 310) und der Abreise des Papstes ins Frankenreich (n. 334) einzuordnen und auf April 878 zu datieren.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. 317, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/de52c613-44ca-4f32-a2ce-16f9494251bd
(Accessed on 28.03.2024).