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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 94 of 727.

Papst Johannes (VIII.) informiert König Alfons den Keuschen (von Asturien) und alle Bischöfe, Äbte und rechtgläubigen Christen (Adefonso Casto christianissimo regi citherioris Ispanie seu cunctis uenerabilibus episcopis, abbatibus uel orthodoxis christianis), er verleihe ewige Gültigkeit und bekräftige (in perpetuum stare precipimus et apostolice auctoritatis priuilegio sancimus) die ihm von den Gesandten des Königs Severus und (De)siderius vorgelegten Privilegien der Diözese Oviedo (priuilegia regaliaque testamenta et diocesis determinationes), die auf Veranlassung König Karls (des Kahlen oder III.) bestätigt worden seien von den Bischöfen Cixila von León, Riccimirus von Palencia, Oveco (Ouecus) von Oca, Severus von Calahorra, Garsea von Pamplona, Severus von Tarazona, Eleca (Eieca) von Zaragoza, Polimius von Astorga, Mauloc von Britonia, Gomelo (Gomellus) von Oviedo, Nitigius von Lugo, Riccila von Iria (Flavia), Vistremundus von Orense, Suarius von Tuy, Victor von Dumio, Radosindus von Viseu, Romanus von Lamego, Lucentius von Coimbra, Avitus von Salamanca, Brandila von Ávila, Sintila von Segovia, Agila von Sigüenza, ordnet zudem an (statuimus), daß dreißig- oder vierzigjähriger ungestörter Besitz der Diözese (wie Kirchen und Klöster) zu ewigem Besitz werde, und daß ihr alles gehören solle, was die Könige Pelayo, Fáfila, Alfons (I.), Fruela (I.), Aurelio, Silo, Mauregato und Vermudo (I.) bestimmt hätten, und zwar Besitztümer in Asturien und Galicien, deren Grenzen mit Angabe von Namen fixiert werden, befiehlt, daß sie, ihre Nachfolger und ihre Gläubigen ihre Besitztümer ganz behalten und daß kein benachbarter Bischöf es wagen solle, in ihrem Sprengel ihr Amt auszuüben, erläßt Perturbationsverbot und droht allen, die den Bestimmungen des Privilegs zuwiderhandeln, nach dreimaliger erfolgloser Ermahnung mit dem Verlust ihrer Amtswürde und mit der Exkommunikation.

Originaldatierung:
Datum per manum Quiriaci, sancte Romane Ecclesie diaconus cardinalis ac bibliothecarii, Laterani XV kalendas octobris anno Dominice Incarnationis octingentesimo XX II, pontificatus autem domni Iohannis pape anno XI.
Incipit:
Quia nos in cura totius ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 12.-13. Jh., Oviedo Arch. de la Catedral: Serie B carp. 1 n. 2; 13. Jh., Oviedo Arch. de la Catedral: Serie B carp. 1 n. 3; 13. Jh., Oviedo Arch. de la Catedral: Regla Colorada fol. 1r-2r; 13. Jh., Oviedo Arch. de la Catedral: Libro privilegios fol. 129r-130r; 13. Jh., Madrid Arch. Hist. Nac.: Secc. Códices 987 (Cartulario de Toledo) fol. 125ra-125vb; 13. Jh., Toledo Bibl. cap.: 42-23a (Liber privilegiorum ecclesiae Toletanae) fol. 106v-107r; 17. Jh., Madrid Bibl. de la Real Academia de la Historia: Colección Salazar y Castro O-14 fol. 6r-6v.

Erw.: Urk. Calixts II. vom 26. Juni 1122 (JL 6978; Fernández Conde, Libro de los testamentos 389 Apéndice documental IX); Lucas von Tuy, Chr. mundi IV (Falque Rey 246).

Drucke: Trelles, Historia chronológica I 338 (zu 875) und 341 (zu 874); Jovellanos, Colección de Asturias IV 6; Floriano, Bulas 132-136; García Larragueta, Colección 41-44 n. 10.

Reg.: Mansilla, Supuesta metrópoli 270f.; García Larragueta, Catálogo 7f. n. 9; Hernández, Cartularios de Toledo 551 n. 702.

Lit.: Floriano, Bulas 119 und 127-136; Engels, Papsttum 277, 283; Deswarte, Nueva metrópoli 154-158.

Commentary

Das vermeintliche Privileg Johannes' VIII. ist lediglich in den erwähnten Manuskripten überliefert, vgl. zu diesen Garciá Larragueta 42 (Ovieder Handschriften), zum Madrider Codex vgl. im Internet das Portal de Archivos españoles (pares.mcu.es) mit einer digitalen Version der Hs.; zur Hs. in Toledo vgl. Hernández XVIII. Eine Urkunde Calixts II. (JL 6978; Fernández Conde, Libro de los testamentos 389 Apéndice documental IX) erwähnt Privilegien Alfons' III., des Großen, von Asturien sowie der spanischen (hyspanienses) Bischöfe, die cum auctoritate Johannis papae erlassen worden seien, möglicherweise sind damit die im vorliegenden Stück genannten Privilegien und Rechte gemeint, die Johannes VIII. bestätigt haben soll. Lucas von Tuy (Falque Rey 246) verweist neben dem vorliegenden angeblichen Privileg eines Papstes Johannes auf Bitten Kaiser Karls auch auf ein solches für Santiago, das jedoch nicht erhalten ist, vgl. †95. Der Fälschungscharakter des Privilegs ist offenkundig (vgl. hierzu im einzelnen Floriano 130-132). Schon der Adressat Alfons der Keusche (= Alfons II. von Asturien) (791-842) paßt nicht in den Pontifikat Johannes' VIII. (später wird Alfons der Große [= Alfons III.?] erwähnt); der Großteil der genannten Bischöfe dürfte erfunden sein (vgl. die fehlenden Belege bei Ubieto Arteta, Listas episcopales), die auch anderweitig bekannten amtierten fast alle nicht gleichzeitig mit Johannes VIII. (zumal einige der Bischofsstädte im 9. Jh. noch nicht einmal wieder zurückerobert worden waren). Zu dem einzig in den Pontifikat passenden Bischof Oveco von Oca vgl. Martínez Díez, Castilla condal 451. Das Incipit erinnert stark an das Initium eines weiteren Privilegs für Oviedo (n. †90) (Quia igitur in cura nos ...) und auch die folgenden Zeilen stimmen fast wörtlich mit dem Anfang von n. †90 überein. Wie in jenem Stück erscheint hier die Devise Paschalis' II. (Verbo Domini celi firmati sunt) in der Rota, allerdings in einer veränderten Reihenfolge. Die Datierung ist für das 9. Jh. völlig unüblich und läßt sich nicht mit dem Pontifikat Johannes' VIII. vereinbaren (weder die Jahresdatierung auf 822, noch die Angabe des 11. Pontifikatsjahres; auch der Datar ist unbekannt). Dagegen deuten Incipit und Datierung auf einen Zusammenhang mit n. †90. Diese Indizien sprechen dafür, daß das Privileg unecht ist. Floriano nimmt eine Entstehung der Fälschung gegen Ende des 13. Jh. auf der Grundlage des ebenfalls gefälschten Privilegs (n. †90) an, Hernández geht vor dem Hintergrund der vier Kopien im Archivo Catedral de Oviedo – die zum Kern der betreffenden Chartulare gehören – von einer Abfassung spätestens in der ersten Hälfte des 13. Jh. aus.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. †94, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d797928a-1e09-4578-9b89-f1d5e2615e91
(Accessed on 28.03.2024).