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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 401 of 727.

Papst Johannes (VIII.) verleiht dem Priester (und Archidiakon) Amelius (von Uzès) und dem Abt Leo (sacerdotibus Amelio Presbytero et Leoni abbati) wunschgemäß das Peterskloster Saint-Gilles (monasterium Sancti Petri ... in quo quiescit corpus beati Egidii in Valle Flaviana, in pago Nemausensi in finibus Gothiae) mit allen Pertinenzien; berichtet über die Übertragung des Klosters durch Ägidius an die römische Kirche sowie die päpstliche Bestätigung (JE †2127), berichtet weiter unter Nennung eines königlichen Privilegs (Böhmer-Mühlbacher2 n. 549) und einer Urkunde Papst Nikolaus' (I.) (Böhmer-Herbers n. 460) über die Zusammenkunft des Bischofs Girbert von Nîmes mit weiteren genannten Bischöfen und iudices unter Vorsitz des Skriniars Georg und des dux Deusdedit (von Ravenna) (n. 355) nach seiner Ankunft im Arelat (n. 349); verzeichnet namentlich alle erstatteten Pertinenzien, verbietet die Entfremdung von klösterlichem Besitz, unterstellt mit Forderung eines Jahreszinses von zehn Schillingen und zwölf Denaren das Kloster dem päpstlichen Schutz (pie paternitatis suffragium eidem monasterio contra omnes infestantes impendere), verfügt die freie Abtswahl gemäß der Benediktregel mit der Möglichkeit einer päpstlichen Weihe, erläßt Simonieverbot, erlaubt bischöfliche Amtshandlungen nur nach Einladung des Abtes und empfiehlt eine Beibehaltung der Konventsgröße.

Originaldatierung:
Scriptum per manus Georgii scriniarii sanctae Romanae Ecclesiae, in mense Augusto. Datum XII Kal. Augustas per manus Walberti, humillimi episcopi sanctae Portuensis ecclesiae, anno domini propitio pontificatus nostri Johannis summi pontificis et universalis pape in sacratissima sede beati Petri apostoli VI, indictione XI.
Incipit:
Quod postulastis a nobis, condecimus ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 12. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 11018 fol. 3r.

Drucke: Ménard, Hist. Nismes I preuves 11; Migne, PL CXXVI 788; Bouquet-Delisle, Recueil IX 165; Goiffon, Bullaire Saint-Gilles 5-10.

Reg.: Bréquigny, Table 316; De Vic-Vaissète, Hist. Languedoc V3 1705 n. 2; J 2395; JE 3176.

Lit.: Fabre, Étude sur le Liber Censuum 49f.; Hirsch, Untersuchungen 374-377; Lohrmann, Register Johannes 274-276; Lemarignier, Exemption monastique 298; Engels, Schutzgedanke 202f. Anm. 323; Magnou-Nortier, Narbonne 406f.; Boshof, Traditio Romana 32-35; Dubois-Renaud, Influence des Vies de saints 495-497; Lohrmann, Kirchengut 61f.; Lohrmann, Delegationsgerichtsbarkeit 536; Arnold, Johannes 140f.; Hack, Codex Carolinus 347.

Commentary

Die in langen Passagen mit n. 422 übereinstimmende Urkunde zählt zu den frühesten päpstlichen Schutzverleihungen, insbesondere in diesem Raum, vgl. neben Boshof auch Magnou-Nortier. Zu den Unterscheidungen zwischen beiden Privilegien vgl. Lohrmann, Register Johannes und Boshof. Die These Dubois-Renauds, wonach beide Urkunden als Fälschungen zu gelten haben, ist nicht hinreichend belegt. Trotz der etwas umständlichen und zuweilen merkwürdig anmutenden Narratio (vgl. n. 355) gilt der eigentliche Rechtsinhalt der Urkunde als echt. Zur Vorgeschichte und zu möglichen einzelnen Verfälschungen vgl. n. 355 mit einer Auflistung der in der Narratio genannten Personen. Die in der Pertinenzformel genannten Orte hat Goiffon in seinen Anmerkungen identifiziert. Der Streit um Saint-Gilles war mit dieser Urkunde und n. 422 noch nicht beendet, vgl. zur Nachgeschichte insbesondere n. 532 sowie die in der Sache ergangenen Schreiben von Johannes' Nachfolgern Marinus I. (JE 3391), Hadrian III. (JE 3397), Stephan V. (JE 3459, JE 3460) und Sergius III. (Zimmermann, PUU 33f. n. 20). Zur Zinspflicht, die jedoch nur in dieser und in der Urkunde n. 422 näher bezeichnet wird, vgl. Pfaff, Liber Censuum 336 (dort irrig 12 den. verzeichnet). Das Decretum und die Sanctio folgen JE 1875, vgl. Santifaller, LD 96. Von den päpstlichen Begleitern erscheint Deusdedit in der Namensform Deusde, was wohl auf eine Unkenntnis der Abkürzung '-dit' in der römischen Kuriale zurückgeht, vgl. Rabikauskas, Kuriale 206 sowie Lohrmann. Zu den in der Datierung genannten Personen vgl. Santifaller, Elenco 65f. und 267f. Die Datierung nennt nicht den Ausstellungsort, jedoch ist mit JE an Troyes zu denken, wo sich der Papst zu dieser Zeit schon befand.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. 401, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d0150a24-5aa9-4475-a489-e48fe47111df
(Accessed on 28.03.2024).