Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Johannes VIII. - RI I,4,3 n. 293

(877 Dezember–878 Februar)

URI Mark

Papst Johannes (VIII.) ermahnt (hortamur et monemus) Erzbischof Æthelred (von Canterbury) (reverentissimo et sanctissimo confratri nostro Ederedo archiepiscopo gentis Anglorum) in Beantwortung von dessen Schreiben, gegenüber König (Alfred dem Großen) und all denen, die (der Kirche) Schlechtes antun wollen, standhaft zu bleiben, erwähnt seine schriftliche Ermahnung an König (Alfred) (n. 291), in kirchlichen Angelegenheiten Æthelred entsprechend dem Beispiel der bei (Beda Venerabilis) genannten Vorgänger zu gehorchen und zu helfen, verbietet als Antwort auf eine Klage Æthelreds allen, ihre Ehefrau oder Ehegatten zu verlassen und eine neue Ehe einzugehen, und droht gegebenenfalls mit Kirchenausschluß, verbietet außerdem Verwandtenehen entsprechend einer Dekretale Papst Gregors (I.) (JE 1843) und bekräftigt (sancimus atque precipimus) die Vorrechte des Bischofssitzes (von Canterbury), die Æthelred behalten solle als Stellvertreter des heiligen Augustinus (von Canterbury), der sie von Gregor (I.) erhalten habe (JE 1827).

Originaldatierung:

Data ut supra.

Incipit:

Vestris relectis apicibus, quanta vere ...

Archival History/Literature

Orig.: –.

Kop.: 11. Jh., Rom Arch. Vat.: Reg. Vat. I fol. 37^v; 16. Jh., Rom Arch. Vat.: Arm. XXXI, t. 1 fol. 67^v.

Drucke: Carafa, Epist. III 341; Conc. coll. reg. XXIV 82; Labbe-Cossart, Conc. IX 51; Mansi, Coll. XVII 54; Wilkins, Conc. I 195; Migne, PL CXXVI 745; MG Epist. VII 71f. n. 75; Whitelock-Brett-Brooke, Councils I 3 n. 3.

Übers.: Whitelock, English Historical Documents I 881 n. 222 (engl.).

Reg.: J 2344; JE 3125.

Lit.: Arnaldi, Giovanni Immonide 71 mit Anm. 3; Godfrey, Church 291f.; Gaudemet, Lien matrimonial 104; Lamb, Canterbury 170; Nelson, Military Service 18; Brooks, Hist. Canterbury I 149f. und 203; Nelson, King 45f.; Smyth, King Alfred 41f., 45 und 318; Pratt, Alfred the Great 100.

Commentary

Der Papstbrief ist nur in den beiden Registerabschriften überliefert, vgl. zu diesen Caspar, Register Johanns 85-99 und Lohrmann, Register Johannes 5-156. Das Schreiben Erzbischof Æthelreds ist nicht erhalten, ebensowenig der Brief Johannes' VIII. an König Alfred (n. 291). Im vorliegenden Stück beklagt Johannes VIII. das Leid des Erzbischofs ebenso wie sein eigenes. Was Æthelred betrifft, so waren wohl die Angriffe der Normannen und der Raub von Kirchengut gemeint, durch den Alfred die Tributzahlung an die Feinde sicherstellen wollte, vgl. Smyth. Die Dekretale Gregors des Großen ist Teil der in ihrer Echtheit umstrittenen Responsiones, die der Papst Augustinus von Canterbury zugesandt haben soll. Zu den Responsiones vgl. u. a. Meyvaert, Responsiones. Die Datierung ergibt sich aus der Angabe der Indiktion in dem entsprechenden Registerabschnitt sowie aus der Anspielung auf das Leid, das Johannes ertrage. Unklar ist dabei, ob auf die Sarazenengefahr (vgl. n. 288) oder auf die Bedrohung durch Lambert von Spoleto im Vorfeld des Überfalls auf Rom (n. 310) angespielt wird. Zur mit dem Data ut supra verbundenen Problematik vgl. Caspar 127-132 und Lohrmann 178f.