Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Johannes VIII. - RI I,4,3 n. 154

(876 Januar–März)

URI Mark

Kaiser Karl (der Kahle) bittet Papst Johannes (VIII.) aufgrund der Zerstörungen der Diözese Bordeaux durch die Normannen um die Translation des Bischofs Frothar auf den Erzstuhl von Bourges.

Archival History/Literature

Erw.: n. 199; n. 203.

Reg.: –.

Lit.: Scholz, Transmigration 148.

Commentary

Nur aus den beiden Briefen des Papstes, in denen dieser die Translation Frothars genehmigt, wissen wir von dem vorausgehenden Bittbrief Karls des Kahlen. Zu den Hintergründen der Translation des Bischofs von Bordeaux auf den Erzstuhl von Bourges vgl. vor allem n. 203 und n. 204 sowie Scholz 148-157. Noch auf der Synode von Troyes stand die Frage der Translation (möglicherweise im Hinblick auf den Fall Frothars) erneut auf der Tagesordnung (vgl. n. 405 und n. 423), obwohl Johannes VIII. im Oktober 876 die Translation Frothars billigte, vgl. n. 198, n. 199, n. 203 und n. 204. Laut Scholz 148 muß sich Karl kurz nach dem Tod des Erzbischofs Wulfad von Bourges beim Papst um den Bistumswechsel Frothars bemüht haben; wahrscheinlich versuchte der Kaiser so von vornherein, die Widerstände im westfränkischen Episkopat, vor allem auf Seiten Hinkmars von Reims, die schließlich auf der Synode von Ponthion deutlich wurden (vgl. n. 182), zu umgehen. Das Todesdatum Wulfads ist nicht genau bekannt, lediglich 876 als Todesjahr ist gesichert, vgl. Gams, Series 523. Da der Papst sich jedoch im Brief an Karl (n. 203) im Oktober für die lange Verzögerung der Entscheidung entschuldigt und die Legaten Leo von Gabii und Petrus von Fossombrone (vgl. n. 179) den Auftrag hatten, auf der Synode von Ponthion Informationen zur Translation Frothars einzuholen, dürfte die Bitte Karls schon am Anfang des Jahres 876 verfaßt worden sein. Spätestens aber im März dieses Jahres muß der Kaiser das Schreiben abgesendet haben, denn die Legaten verließen Rom wohl Mitte April (vgl. n. 179).