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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,3

Displaying record 628 of 727.

Papst Johannes (VIII.) schreibt dem Fürsten Sventopluk von Mähren bezüglich des Erzbischofs Method und des Bischofs (Wiching von Neutra) und fordert von diesem die Ableistung eines Eides.

Archival History/Literature

Erw.: n. 673.

Reg.: vgl. Boczek, Cod. dipl. Moraviae I 44; JE *†3332; Ratkoš, Pramene 178 n. 63; MMFH III 259 n. †123; Marsina, Cod. dipl. Slovaciae I 25 n. 31; Bohemia-Moravia Pont. 24 n. *†31.

Lit.: Lapôtre, Jean VIII 141-144 (ND 207-210), 149f. (ND 215f.) und 158-160 (ND 224-226); Dvorník, Slaves 286-297; Grivec, Lehrer der Slaven 125-127; Marsina, Štúdie 62-70.

Commentary

Nur aus dem angegebenen Schreiben an Method ist bekannt, daß ein angeblich von Papst Johannes VIII. stammender Brief Sventopluk erreichte. Das Schreiben ist als Spurium anzusehen, denn der Papst versichert dem Erzbischof, außer einem ihm, Method, mitgegebenen Schreiben (n. 630), habe er kein weiteres an den mährischen Fürsten gerichtet; er habe zudem Bischof (Wiching von Neutra) keine heimlichen Aufträge erteilt und keinen Eid vom Bischof verlangt. Vgl. bereits JE †3322, der jedoch die Erwähnung in n. 673 zu einseitig interpretiert und daher irrtümlicherweise zum Schluß kommt, es handele sich um ein gefälschtes Privileg für den Bischof von Neutra; von einem solchen ist jedoch im Brief an Method (n. 673) keine Rede. Als Urheber der Fälschung kommt Wiching selbst in Frage, der offenbar seine eigene Position gegenüber Erzbischof Method stärken wollte, wobei es nicht zuletzt um die Frage der slawischen bzw. lateinischen Liturgie gegangen sein dürfte, vgl. hierzu n. 630. Marsina, Štúdie 62-70, vermutet, Wiching habe Papst Stephan V. Ende 885 diese Fälschung sogar überreicht, wobei er in seinem Cod. dipl. Slovaciae I 25 n. 31 Stephan V. mit Nikolaus V. verwechselt. Die Herstellung des Spuriums erfolgte jedoch noch unter Johannes VIII., da dieser (wahrscheinlich durch Method) bereits davon erfuhr. Der Bischof stützte sich dabei wohl auf den echten Papstbrief (n. 630), wobei er möglicherweise auf dasselbe Datum hin gefälscht haben könnte; dennoch ist auch eine etwas spätere Datierung der Fälschung bis einige Zeit vor n. 673 denkbar.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,3 n. †628, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/acbbaa8a-a1f0-4e62-aebd-20da7b9cc88b
(Accessed on 19.04.2024).