RI Database - 201.916 fulltext records

RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2

Displaying record 327 of 1059.

Papst Leo (IV.) verleiht (concedimus ) dem Erzbischof Thietmar von Salzburg (Dietmaro sancte Salzburgensis ecclesie archiepiscopo et ... tuis sucessoribus ) wunschgemäß die Orte Winhöring, Antiesenhofen und Wielenbach (curtes ... Wineheringa, Antesina et Wolinbach ) samt Pertinenzen gegen einen Jahreszins von drei Silberpfund an die römische Kirche.

Originaldatierung:
Scriptum per manum Nycolai notarii regionarii sancte Romane ecclesie, anno incarnacionis Domini DCCCXLII. in mense Maio, indictione III.
Incipit:
Convenit apostolico moderamini pia religione ...

Archival History/Literature

Orig.: -. Kop.: 13. Jh., Wien HHStArch.: Hs. W 194/1 fol. 16r-v; 1781 Sept. 10, Wien HHStArch.: Salzburger Abschriften 1. Drucke: Hauthaler-Martin, UB Salzburg 30 n. *15. Reg.: GP I 10 n. † 15. Lit.: Brackmann, Salzburger Kirchenprovinz 6 und 103-114; Riedner, Patrimonien 14; Klebel, Probleme der bayrischen Verfassungsgeschichte 325 ff.; Herbers, Leo 452f.

Commentary

Zur Überlieferung vgl. GP. Die Urkunde ist im Anschluß an Brackmann als Fälschung einzuordnen. Im Formular stimmt sie über weite Passagen mit der ebenso falschen Urkunde Leos VIII. (Zimmermann, PUU I 296-298 n. † 160) überein. Zur Verwendung des LD vgl. Santifaller, LD 93 (dort wohl wegen der Datierung bei Sergius II. eingeordnet). Die Verleihung der drei Höfe gegen Zinszahlungen erfolgte erst unter Papst Agapit II. (Böhmer-Zimmermann , Papstregesten n. 196), hier wird auch einsichtig vermerkt, falls der Zins länger als vier Jahre nicht bezahlt werde, sei die Schenkung nichtig. Im vorliegenden Schreiben findet sich hingegen der auffällige Passus, die Schenkung gelte sogar, wenn vier Jahre keine Zinszahlung geleistet werde! Vgl. Brackmann zu weiteren Verdachtsmomenten, die sich alle als Reaktion Salzburgs auf die Urkunde Benedikts VIII. vom Februar 1014 (Zimmermann, PUU II 918 n. 484) interpretieren lassen, als dieser die bayrischen Höfe an Heinrich II. gegen die Schenkung des königlichen Gutes Colle im Herzogtum Spoleto übertrug. 1014 stellt somit den Terminus post quem für die Entstehung der Fälschung dar. Zur Lage der Güter vgl. besonders Klebel, Böhmer-Zimmermann , Papstregesten n. † 196 sowie GP I; zur Geschichte der päpstlichen Patrimonien in Deutschland vgl. auch JE 2884 und Perels, Patrimonien in Deutschland.-Die Elemente der Datierung und die Sedenzzeit des Adressaten (Thietmar, 874-907) sind nicht in Einklang zu bringen. Eine Randnotiz von späterer Hand vermerkt in der Wiener Hs.: 904 mai; jedoch ist eine Zuschreibung in den Pontifikat Leos V. eher unwahrscheinlich, zumal weder Indiktion noch Inkarnationsjahr dazu stimmen. Auch der Monat Mai spricht gegen eine Datierung in diesen Pontifikat. Der genannte Notar und Schreiber Nikolaus ist unter Leo IV. ein zweites Mal in n. 251 belegt, vgl. Santifaller, Elenco 49 und 256 und Herbers, Leo 453; allerdings ist auch diese Urkunde verdächtig. Da das Inkarnationsjahr wohl auf der Unkenntnis des Fälschers beruht, wäre vielleicht am ehesten das Jahr 855, Mai anzunehmen (3. Indiktion), zumal man so der Regierungszeit von Thietmar am nächsten kommt.

Nachträge

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Cite as:

RI I,4,2 n. F327, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0855-05-00_1_0_1_4_2_327_F327
(Accessed on 19.04.2024).