RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,4,2
Papst Leo (IV.) antwortet dem (Herzog) Nominoë (von der Bretagne) auf dessen Anfrage (n. 166) bezüglich der Erneuerung des bretonischen Reiches, gemäß den im römischen Archiv befindlichen Unterlagen habe es nie bretonische Könige gegeben, vielmehr sei die Bretagne den fränkischen Königen untergeben gewesen. Er verweist als Beispiel auf die Herrschaft von (König) Karl dem Kahlen, dem Enkel Karls des Großen, erklärt, hinsichtlich der Absetzung der simonistischen (bretonischen) Bischöfe sei die Anrufung des Metropoliten Amalrich von Tours erforderlich, und gewährt Nominoe die Herzogswürde (... ut dux super populum Britanniae fieret ... ) sowie das Tragen des herzoglichen Goldreifes an Festtagen (... circulum aureum, sicut alii duces, in festis diebus deferret ... ).
Archival History/Literature
Erw.: JE 2708; Chr. Namnetense 11 (Merlet 34f. = Lot, Schisme breton 74f. = MG Conc. III 191f). Reg.: -. Lit.: Merlet, Emancipation 8f.; Levillain, Réformes ecclésiastiques 210, 239f., 249-252; Lot, Schisme breton 69f., 82-86; Lot, Festien 27; Lot-Halphen, Charles le Chauve 216; Duine, Schisme breton 443; Duchesne, Fastes II 265; Mann, Lives II 296; Durtelle de Saint-Sauveur, Hist. Bretagne 168; Kienast, Volksstämme 118-120; Brunner, Fränk. Fürstentitel 265;
Commentary
Der im wesentlichen nur durch die Inhaltsangabe des bretonenfeindlichen Chr. Namnetense aus dem 11. Jh. erschließbare Brief wird in JE 2708 mit einem kurzen wörtlichen Zitat erwähnt; dort ist jedoch nur von der päpstlichen Antwort auf die Anfrage Nominoës bezüglich der simonistischen bretonischen Bischöfen die Rede, in der Leo IV. auf die Kanones verwiesen und diese dem Brief beigefügt habe. Demnach könnte der Brief inhaltlich n. 203 geähnelt haben. Da auch im Chr. Namnetense wie in n. 203 die Absetzung der simonistischen Bischöfe an den zuständigen Metropoliten (der hier noch anstelle des amtierenden Landramnus [847-850] irrig als Amalrich [nach 850-855] bezeichnet wird) mit Heranziehung von Zeugen (cum legitimo episcoporum numero, a veridicis testibus ...) verwiesen wird, glaubte man, nur in diesem Teil den echten Kern des Briefes erkennen zu können, vgl. besonders Lot, Lot-Halphen 216 Anm. 1, Duchesne und Durtelle de Saint-Sauveur. Dagegen hat nach früherer Verteidigung von Merlet und Levillain zuletzt Kienast die Echtheit auch der Passagen bezüglich der Herzogswürde für Nominoe vor allem mit dem Argument vertreten, daß nicht erkenntlich sei, "zu wessen Gunsten ... der Papstbrief in der vorliegenden Form" hätte gefälscht werden sollen. Laut Levillain 239f. Anm. 3 fand der Autor des Chr. Namnetense den Brief in Redon. Aufgrund der Überlegungen von Pocquet-du-haut-JussÉ, Bretagne vasalle 194 hat der päpstlich verliehene Dux-Titel zur Ausbildung der späteren Vorstellung beigetragen, die Bretagne sei ein Lehen des hl. Petrus. Gemäß dem weiteren Bericht des Chr. Namnetense habe Nominoë im Anschluß an die Rückkehr der Gesandtschaft verbreiten lassen, er solle in päpstlichem Auftrag die simonistischen Bischöfe der Bretagne absetzen und sich selbst zum König der Bretagne machen. Auf einer Synode (vgl. MG Conc. III 185-191) erfolgte die Absetzung von vier Bischöfen und die angebliche Neugründung von drei Diözesen, darunter das Erzbistum Dol, vgl. JE 2807 und
Nachträge
Cite as:
RI I,4,2 n. 204, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0848-00-00_8_0_1_4_2_204_204
(Accessed on 28.03.2024).