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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,4

Displaying record 418 of 571.

Ludwig überträgt (concederemus) dem Priester und Propst Rigmund, seinem Getreuen (cuidam sacerdoti nomine Rigmundo ... fidelis noster Rigmundus sacerdos et prepositus), auf Bitten des Erzbischofs Rostagnus von Arles, seines Getreuen, eine Manse des Comitats von Vaison (-la-Romaine), gelegen im Comitat von Avignon (quendam manus de comitatu Vasensi, consistentem in comitatu Avinionensi) in den Orten (villae) Tresmalis, Villanova und Biturrita (Bédarrides), mit allen Pertinentien zu erblichem Eigen (iure hereditario). – Arnulfus notarius ad vicem Barnoini archiep. – MF. SI D.

Originaldatierung:
apud Av[inionem] castrum – a. inc. 898, a. r. 7, Ind. 1.
Incipit:
Si necessitatibus

Archival History/Literature

Or. Avignon, Arch. dép. du Vaucluse, 1 G 6 pièce n. 8 (A).

Kopien: Ebd., 1 G 127: „Diversorum Avenionis“, 1. Hälfte 17. Jh., fol. 37r-v (vormals 31r-v), aus A (damals „in capsa imperiali signata A“) (E); München, MGH-Archiv A 116, Kopie W. Arndt, 14./16. 11. 1868 (mit Kommentar).

Faksimile: Lot/Lauer, Diplomata Karolinorum, Taf. 2 (Rois de Provence Nr. 2), mit Regest.

Drucke: Gallia christiana, I, Instrumenta, S. 93 Nr. 1, angeblich aus A = Bouquet, Recueil 9, Nr. 7 S. 680; Gallia christiana novissima, III, Nr. 2495Sp. 1038 – 1039, mit “anno XII [= VIII]”, aus A; Manteyer, Chartes Avignon, Nr. 31 S. 13 – 14; Prou-Poupardin, Recueil, Nr. 36 S. 67 – 68; ARTEM 911.

Regg.: B 1454; Bréquigny, Diplomata, I, S. 357; Gallia christiana novissima, III, Nr. 234 Sp. 96; Chevalier, Regeste Dauphinois, Nr. 926.

Erwähnt bei Mermet, Histoire de Vienne, S. 267.

Commentary

Die Datierung in dem zur Gänze einer chemischen Behandlung unterzogenen ersten überlieferten Original Ludwigs des Blinden ist bis auf wenige Buchstaben beim Ausstellort (apud Av ... castru) nicht mehr lesbar, wie eine Überprüfung vor Ort durch Beate Schilling ergab. Schon W. Arndt konnte die entscheidenden Angaben 1868 nicht mehr entziffern. Wenn der Erstdruck in der Gallia christiana von 1870 vorgibt, nach dem Original zu drucken, so kann dies zumindest für die Datierung nicht zutreffen. Nur E bietet heute noch die vollständige, allen Drucken zugrundeliegende Datierung. Wenn die Angaben in E authentisch sein sollten, wurde entweder das Regierungsjahr zu niedrig oder das Inkarnationsjahr zu hoch berechnet. Der für die chronologische Einordnung unseres Regests angenommene Datierungszeitraum von September 897 bis August 898 setzt Septemberindiktion voraus. – Auf E basiert also auch das nur hier als Ausstellort begegnende Avignon. Auch Manteyer, ed. cit., S. 14 Anm. 1, hielt Avignon im Original ausdrücklich für nicht gesichert. Hinzu kommt, daß die Bischofsstadt sonst nie als castrum bezeichnet wird (in D Prov. 51/Reg. 2938 urbs genannt, sonst regelmäßig civitas: Manteyer, ed. cit., passim). – Die äußeren Merkmale entsprechen mit (im Faksimile von Lot/Lauer nur unvollständig wiedergegebenem) Eingangschrismon, verlängerter Schrift in der ersten Zeile sowie in Signum- und Rekognitionszeile und diplomatischer Minuskel des Kontexts dem Typus der spätkarolingischen Königsurkunde, wie er schon in dem einzig überlieferten Original Karls von der Provence (D Prov. 8/Reg. 2531) begegnet war. Neu ist die Niederschrift entlang der schmaleren Seite des Pergaments (Charta transversa), was in der Folgezeit noch mehrfach vorkommt (vgl. Regg. 2933, 2954 u. 2975). Signum- und Rekognitionszeile konnten daher nicht wie in D 8 nebeneinander in ein- und derselben Zeile eingetragen werden, sondern stehen untereinander. Das Monogramm, wie schon unter Ludwig dem Frommen auf dem H (von HLUDOVVICUS) aufgebaut, ist unter Ludwig dem Blinden generell durch großen Variantenreichtum gekennzeichnet; vgl. Prou-Poupardin, Recueil, S. XLIV – XLV mit Tafel I. Das M hier in D 36 müßte man den dort abgebildeten Beispielen als weitere Variante an die Seite stellen (vgl. die auf einer Nachzeichnung beruhende Wiedergabe im Druck von Manteyer). Wo einst das eingedrückte Siegel befestigt war, ist durch Ausriß ein großes, nahezu kreisrundes Loch entstanden, so daß von dem dort ursprünglich gezeichneten einfachen SR nur noch Reste vorhanden sind. – Als Rekognoszent wird wieder der Notar Arnulf genannt, als formeller Kanzleileiter erneut der Erzbischof Bernuin von Vienne; vgl. zuletzt das vorige Reg. Arnulf, die Hauptkraft Ludwigs des Blinden von 896 bis 905 sowohl in den nördlich der Alpen als auch in den in Italien ausgestellten Urkunden (vgl. Schiaparelli, I diplomi italiani di Lodovico III, Prefazione, S. VIII – X; Zielinski, Urkundenwesen, S. 173 – 178, 181), wird in drei weiteren provenzalischen Originalen als Rekognoszent aufgeführt (DD 38, 41 u. 44 = Regg. 2907, 2917, 2921), darunter in dem nach der Kaiserkrönung Ludwigs des Blinden von diesem neuerlich für Rigmund ausgestellten D 44 (NU). Unser D 36 scheint bis auf Rekognition und Datierung von einer Hand mundiert zu sein, die in den übrigen drei provenzalischen Urkunden Arnulfs nicht mehr vorkommt, wohl aber in – bis auf zwei Ausnahmen – allen in Italien von ihm rekognoszierten Stücken; vgl. Schiaparelli, Ricerche III, S. 107, 109; Ders., I diplomi italiani di Lodovico III, S. 3 u. passim; Ders., Archivio paleografico IX, Tav. 3, Regest; Ders., Descrizioni e trascrizioni, S. 103f. (von Schiaparelli als „Arnulf A“ bezeichnet); siehe auch Worm, Rekognitionszeichen, S. 140 m. Abb. 309 u. 311. Vom Notar Arnulf selbst, der als tatsächlicher Kanzleileiter im fraglichen Zeitraum die Niederschrift der Urkunden im Regelfall delegiert zu haben scheint, könnten vielleicht DD 41 u. 44 mundiert worden sein (Regg. 2917 u. 2921); vgl. schon Schiaparelli, Archivio paleografico, a.a.O.; Ders., Descrizioni e trascrizioni, a.a.O. – Im Diktat folgt unser Stück, das fehlerfrei und ohne erkennbare Korrekturen niedergeschrieben wurde, weitgehend einem Formular, das schon in D 32 (Reg. 2893) mit vergleichbarem Rechtsinhalt begegnet war (mit nahezu identischer Arenga) und in den formelhaften Teilen charakteristisch für die von Arnulf rekognoszierten (und wohl auch konzipierten) Urkunden ist. – Für Erzbischof Rostagnus von Arles hatte schon Boso geurkundet (D 21/Reg. 2791); vgl. auch Prou-Poupardin, Recueil, S. XXXI – XXXIII. Rigmund war offensichtlich Dompropst in Arles. 903 hat auffallenderweise der Notar Arnulf für ihn interveniert (D 44/Reg. 2921). Auch dieser könnte aus Arles stammen; vgl. Manteyer, Provence, S. 467f.; Zielinski, Urkundenwesen, S. 174f. – Vaison-la-Romaine (Dép. Vaucluse, Arr. Carpentras) wird als Austellort des gefälschten D Prov. †14 (Reg. 2539) genannt.

Nachträge

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Cite as:

RI I,3,4 n. 2901, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a23993a0-ac82-4144-8b0c-cbd091780ed4
(Accessed on 28.03.2024).